Berlin - Gegen Deutschland und Frankreich geht nichts in Europa, hieß es lange Zeit. Seit der Euro-Schuldenkrise steht fest, dass ohne die beiden größten Volkswirtschaften - die so oft misstrauisch beäugte Achse Berlin-Paris - überhaupt nichts geht.

Deutsch-französische Initiativen waren Grundlage für Beschlüsse der Euro-Staaten. Auch vor dem nächsten EU-Sondergipfel Ende Januar stimmen sich Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Nicolas Sarkozy ab. Deutschland und - mit Abstand - Frankreich tragen die größten finanziellen Lasten bei der Euro-Rettung. Mögliche Themen beim Treffen des häufig "Merkozy" genannten Politiker-Duos am Montag:

FISKALPAKT: Die 17 Euro-Länder und neun weitere EU-Staaten haben einen "Fiskalpakt" mit strikteren Haushaltsregeln auf den Weg gebracht. Großbritannien zieht nicht mit. Daher soll zunächst ein zwischenstaatlicher Vertrag vereinbart werden. Die Staaten verpflichten sich, nationale Schuldenbremsen einzuführen. Erreicht ein Land das Ziel nicht, soll ein automatischer Korrekturmechanismus ausgelöst werden. Ein Sanktionsverfahren soll nur mit qualifizierter Mehrheit verhindert werden können. Der "Fiskalpakt" soll bis Ende März stehen und so bald wie möglich im EU-Vertrag integriert werden.

RETTUNGSSCHIRM: Der dauerhafte Fonds ESM soll im Juli 2012 und damit ein Jahr früher starten. Das Kreditvolumen von bis zu 500 Milliarden Euro muss daher früher aufgebracht werden. Die erste deutsche Rate könnte höher ausfallen als die veranschlagten 4,3 Milliarden Euro. Die komplette ESM-Bareinlage Deutschlands beträgt 21,7 Milliarden Euro. Daneben steuert Berlin 168,3 Milliarden Euro an Garantien bei. Im März soll überprüft werden, ob die Ausstattung des ESM reicht.

KREDITWÜRDIGKEIT: Frankreich muss um den Erhalt der Bestnote bei seiner Kreditwürdigkeit ("AAA") fürchten. Aber auch Deutschlands Top-Bewertung wackelt. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte Anfang Dezember angekündigt, die Bonität fast aller Euro-Länder zu überprüfen. Paris könnte schärfer abgestraft werden. In Frankreich stehen im April/Mai Wahlen an - mit Auswirkungen auf Reformen.

FINANZTRANSAKTIONSSTEUER: Sarkozy will notfalls auch ohne die EU-Partner und Deutschland eine Finanztransaktionssteuer einführen. In Berlin hieß es dazu zuletzt, die Bundesregierung strebe weiter eine Lösung auf EU-Ebene aller 27 Mitgliedstaaten an.

GRIECHENLAND: Offen sind weitere Finanzhilfen für Griechenland, um eine Pleite abzuwenden. Das betrifft die, ursprünglich für Dezember geplante siebte Tranche von fünf Milliarden Euro aus dem ersten Hilfspaket als auch das zweite geplante Rettungspaket von 130 Milliarden Euro. Mitte Jänner wollen IWF, Europäische Zentralbank und EU-Kommission in Athen beraten. Ein Euro-Austritt Athens ist kein Tabu mehr.(APA)