Eigentlich soll Privatdetektiv J. J. Gittes (Jack Nicholson) für seine Klientin bloß die eheliche Untreue ihres Gatten bestätigen. Aber der vermeintliche Routinefall zieht im Los Angeles des Jahres 1937 plötzlich ungeahnte Kreise, und Gittes ist von seiner Mission schnell nicht nur äußerlich gezeichnet.

Arte startet mit dem Mann und seinem Nasenpflaster einen kleinen Schwerpunkt in Sachen Film noir: Roman Polanskis "Chinatown" aus dem Jahr 1974 steht da bereits für eine Reflexion der klassischen Erzählungen, Milieus und Figuren dieses Genres (der Detektiv als Antiheld, die schöne Frau mit dem dunklen Geheimnis u. ä.). Die Hochzeit der Schwarzen Serie wird allgemein in den 1940er- bis 1950er-Jahren angesetzt, als im Umfeld des Zweiten Weltkriegs soziale Verhältnisse, Geschlechterrollen und Hierarchien in Bewegung gerieten und eindeutige Zuordnungen von Gut und Böse nicht mehr so recht greifen wollten.

Im Kino fand dies in dunklen Kriminalerzählungen und Melodramen seinen Niederschlag. John Huston, der in "Chinatown" als Schauspieler mitwirkte, inszenierte 1941 mit dem Maltese Falcon selbst ein frühes Standardwerk. Dessen Autor, Dashiell Hammett, würdigte wiederum Wim Wenders später mit einem eigenwilligen Biopic.

Neben Hammett noch am Programm: Barbara Stanwyck als ebenso kaltblütige wie unwiderstehliche Manipulatorin in Billy Wilders "Frau ohne Gewissen" (1944), eine wasserstoffblonde Rita Hayworth als undurchsichtige "Lady von Shanghai" (1947) oder Kim Basinger als deren ebenbürtige Nachfahrin in "L. A. Confidential" (1997). Je nachdem ein bündiger kleiner Crashkurs oder Freude beim Wiedersehen, Start ist am Montag um 20.15 Uhr. (Isabella Reicher/DER STANDARD; Printausgabe, 9.1.2012)