Wien - Der Aufruhr gegen die Bestellung der SPÖ-Nachwuchshoffnung Niko Pelinka ins ORF-Zentrum am Küniglberg will nicht abebben. Am Montag ist die Causa Thema einer Redakteursversammlung in der "Zeit im Bild"-Redaktion. Die Tatsache, dass auch andere Parteien zeitgleich mit hohen ORF-Posten bedacht wurden, rückt vor dem Sturm der Pelinka-Empörung völlig in den Hintergrund. Grund dafür ist wohl unter anderem die Offensichtlichkeit der offenbar von langer Hand geplanten Installierung des Laura-Rudas-Intimus an den Schalthebeln des ORF, die von den Betroffenen lange Zeit vehement verneint wurde.

Angefangen hat die Geschichte von Niko Pelinka und dem ORF im April 2010. Da wurde Karl Krammer, der erfahrene, mit der SPÖ-Spitze nicht immer im Gleichklang agierende Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat über Nacht abserviert und durch den damals 23-jährigen Pressesprecher von Unterrichts- und Kulturministerin Claudia Schmied (S) ersetzt. Wie zufällig wurde zeitgleich bei der staatlichen ÖBB ein neuer Brotjob für Pelinka, einen engen Vertrauten von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Rudas, gefunden, der im Gegensatz zur Mitarbeit in einem politischen Kabinett mit seiner neuen ORF-Stiftungsratsfunktion rechtlich kompatibel war. In der darauffolgenden Zeit fiel Pelinka mehr im ORF als bei den ÖBB auf: Unter seiner "Freundeskreis"-Führung wurde - SP-Vorstellungen entsprechend - TV-Chefredakteur Karl Amon zum Hörfunkdirektor und Fritz Dittlbacher zu dessen Nachfolger bestellt. Auch die darauffolgende Abwahl von Infodirektor Elmar Oberhauser fiel in diesen Zeitraum.

Ende 2010 wurde erstmals öffentlich kolportiert, dass der im Stiftungsrat erfolgreiche Niko Pelinka nach geschlagener Generaldirektoren-Wiederwahl als Art Generalsekretär auf den Küniglberg wechseln könnte. Der Redakteursrat kündigte schon damals massive Proteste an - Pelinka beschwichtigte, indem er dementierte. Das Gerücht eines Wechsels in den ORF sei "absoluter Schwachsinn und hat null Grundlage. Es wird nur deshalb gestreut, um das Unternehmen im Gerede zu halten", so Pelinka damals. Auf Nachfrage sagte er im Dezember 2010: "Ja, ich schließe aus, dass ich in der nächsten Geschäftsführung in den ORF wechsle."

Höhepunkt seiner Stiftungsrats-Tätigkeit war die geglückte Wiederwahl von Alexander Wrabetz, an dem Pelinka von Anfang an ohne Wenn und Aber festhielt. Maßgeblich beteiligt war Pelinka denn auch an der Ausverhandlung des zur Wahl gehörenden Personalpakets, das - so heißt es - ihn selbst mit eingeschlossen haben soll. Offiziell wollte die SPÖ freilich von einem Deal rund um die Wiederwahl nichts wissen. Medienstaatssekretär Josef Ostermayer (S) betonte allerdings damals, dass "wenn es einen Deal gäbe, wovon ich nicht ausgehe, dann wäre Niko Pelinka sozusagen als Fraktionsführer der SPÖ im Stiftungsrat Ansprechpartner".

Unmittelbar nach der Wahl wurden dementsprechend die Spekulationen, Pelinka könnte als Teil des Personalpakets in den ORF wechseln, wieder laut. ORF-Generaldirektor Wrabetz führte auf entsprechende Nachfragen stets die Aussagen Pelinkas ins Treffen: "Er hat es für sich ausgeschlossen. Dem ist nichts hinzuzufügen." Pelinka selbst sprach wiederholt von "haltlosen Gerüchten".

Erst kurz vor Weihnachten und eingebettet in einem Paket mit anderen Postenbesetzungen, die teilweise Part des Deals rund um Wrabetz' Wiederwahl gewesen sein dürften, wurden die "haltlosen Gerüchte" zur Realität und die Bestellung Pelinkas zum Büroleiter des Generaldirektors offiziell.

Dass bei der Bestellung Hintergedanken oder eine Art der Schuldenbegleichung im Spiel gewesen sein könnten, wird sowohl vom ORF-Generaldirektor als auch von Seiten der SPÖ vehement in Abrede gestellt. Wrabetz begründete seine Entscheidung unter anderem mit dem besonderen Vertrauensverhältnis, das er zu Pelinka hege. Es sei eine "Sachentscheidung" gewesen, "die ich allein getroffen habe, in die ich mir auch von niemandem dreinreden lasse, weder von intern noch extern". SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas betonte ihrerseits, dass die SPÖ bei der Bestellung Pelinkas die Finger nicht im Spiel gehabt habe und auch Staatssekretär Ostermayer meinte "weder der Kanzler noch ich haben Pelinka dort hingeschickt". (APA)