Windows Phone erntet für Microsoft ungewohnt starkes Lob der Kritik. Aber reicht dies auch zum Markterfolg?

Grafik: Microsoft

Über die Jahre hat sich der Softwarehersteller Microsoft zweifellos für vieles einen Ruf erarbeitet - die Fähigkeit mit den eigenen Produkten wirkliche Begeisterung auszulösen, gehört aber eher weniger dazu. Da kommen die Reaktionen auf Microsofts aktuelles Smartphone-Betriebssystem Windows Phone beinahe schon etwas überraschend, wie die New York Times in einem aktuellen Bericht konstatiert.

Lob

So zeigen sich zahlreiche KommentatorInnen vom grundlegenden Design von Windows Phone geradezu begeistert. Das Magazin Slate bezeichnet es etwa als das "best-aussehende Smartphone-Betriebssystem" derzeit, die Huffington Post schlicht als "großartig". Auch bei Techcrunch zeigt man sich von Microsofts System angetan, spricht von einer "beeindruckenden Plattform". Viel Lob erntet Microsoft vor allem für den Mut andere Wege im User-Interface-Design zu gehen, mit den "Tiles" und dem Fokus auf große Schriftelement hebt man sich deutlich von der Konkurrenz ab.

Ursachenforschung

Dass Windows Phone überhaupt kreiert wurde, ist wohl vor allem zwei Faktoren zu "verdanken": Einerseits dem Umstand, dass Apples iPhone mit seinem Auftauchen den Markt grundlegend umgestaltet hat, andererseits aber auch dass Microsoft selbst nicht dazu in der Lage war, mit dem eigenen Windows Mobile - trotz einer sehr frühen Positionierung im Markt - gegenzuhalten.

Eingeständnis

Und so musst man sich - nach einer anfänglichen Phase der radikalen Verleugnung - früher oder später eingestehen, dass man ein ernstes Problem hat. Die Initialzündung für Windows Phone soll dabei auf ein internes Treffen im Dezember 2008 zurückgehen, das mittlerweile als "Käfigkampf" in die Firmengeschichte eingegangen ist. Mit dem Prototyp eines neuen Windows Mobile Smartphones am Tisch forderte der damals gerade neu bestellte Entwicklungschef der mobilen Abteilung, Terry Myerson, alle dazu auf, zu sehen, was davon sich für künftige Entwicklung weiter nutzen lasse.  Sieben Stunden später war man zu einem vernichtenden Verdikt gekommen, kaum ein Bestandteil sei es Wert übernommen zu werden. Erst daraus sei aber die Freiheit entstanden, ganz neu zu beginnen, erinnert sich Myerson heute.

Probleme

Freilich gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Lob der KritikerInnen und dem kommerziellen Erfolg. Allen Bestrebungen von Microsoft zum Trotz halten sich die Verkäufe bislang in engen Grenzen, von den Erfolgen von iOS und Android ist man zumindest derzeit noch meilenweit entfernt. Microsoft betont auf diesen Umstand hingewiesen gerne, dass man für das erste Jahr lediglich vorgehabt habe, wieder als ernsthafter Mitspielen im Markt wahrgenommen zu werden - der kommerzielle Erfolg soll also erst jetzt folgen.

Erfolgsdruck

Um so wichtiger wird das Jahr 2012 für Microsoft werden, schafft man es in den kommenden Monaten nicht signifikant im Smartphone-Markt  Fuß zu fassen, nutzt auch das Lob der KritikerInnen wenig. Microsoft brauche einen Blockbuster und keinen Kult-Hit, konstatiert die Zeitung entsprechend.

Lumia 900

Dass dieses Unterfangen nicht leicht wird, weiß man wohl auch bei dem Unternehmen selbst. Microsofts Hoffnung trägt hierbei einen Namen: Nokia. Gemeinsam mit dem traditionsreichen, finnischen Mobiltelefonhersteller will man zurück an die Spitze. Das Vehikel dorthin soll sich laut aktuellen Berichten Lumia 900 nennen, mit deutlich besserer Hardwareausstauttung gegenüber bisherigen Windows-Phone-Modellen soll der Markt erobert werden. Vorgestellt soll das Ganze übrigens schon in Kürze im Rahmen der Consumer Electronics Show werden. (red, derStandard.at, 09.01.12)