Concord - Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner kann Mitt Romney zuversichtlich sein, am Dienstag in New Hampshire seinen Favoritenstatus zu festigen. Umfragen zufolge wollen in der zweiten Runde des immer schärfer geführten Vorwahlkampfs etwa 40 Prozent der Wähler für den ehemaligen Gouverneur des Nachbarbundesstaats Massachusetts stimmen. Seine Rivalen können dagegen höchstens auf Achtungserfolge hoffen, bevor der Bewerbertross von Neuengland in den deutlich konservativeren Süden nach South Carolina weiterzieht.

Die letzten Gelegenheiten, Romney kurz vor der Abstimmung in seiner ausgemachten Hochburg New Hampshire doch noch Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ließen seine Konkurrenten am Wochenende weitgehend ungenutzt verstreichen. In zwei öffentlichen Debatten konfrontierten sie ihn lediglich mit altbekannten Vorwürfen, etwa dass er "kein echter Konservativer" sei. So sagte Newt Gingrich, Romney stehe für eine Politik, die sich kaum von der des amtierenden demokratischen Präsidenten Barack Obama unterscheide.

Romney gab sich dagegen staatsmännisch und hielt sich mit Kritik an seinen Parteifreunden zurück. Er konzentrierte seine Angriffe auf den Amtsinhaber. Wer einen Berufspolitiker wie Obama ersetzen wolle, müsse jemanden ins Rennen schicken, der nicht sein ganzes Leben in Washington gearbeitet habe, sagte er mit Verweis auf seine Karriere als Geschäftsmann.

Beim Schlagabtausch mit seinen innerparteilichen Konkurrenten habe Romney zwar einen Kratzer abbekommen, sagte Larry Sabato von der Universität von Virginia nach der zweiten Fernsehdebatte. "Aber er wurde nicht ernsthaft verletzt."

South Carolina im Fokus

Angesichts von Romneys Vorsprung in den Meinungsumfragen haben die Bewerber New Hampshire nach Einschätzung von Experten ohnehin bereits abgehakt und konzentrieren sich auf die nächste Etappe in South Carolina am 21. Jänner. Romney unterbrach am Donnerstag gar für 24 Stunden den Wahlkampf in Neuengland für einen Blitzbesuch im Süden. "South Carolina ist der Ort, wo die 'Jeder außer Romney'-Kräfte endlich ihren Fahnenträger finden wollen", sagte der republikanische Wahlkampfstratege Tucker Eskew. Der Kandidat von 2008, John McCain, sagte: "Sie betrachten es als den letzten Ort, an dem sie ihn aufhalten können."

Mit zwei Siegen im Gepäck würde der Mormone Romney mit enormem Rückenwind nach South Carolina reisen, wo strengreligiöse Christen ausschlaggebend sind. Dort wollen eigentlich Bewerber punkten wie der ultrakonservative Ex-Senator Rick Santorum, der in Iowa mit nur acht Stimmen Rückstand überraschend Zweiter wurde. Doch mittlerweile setzte sich Romney auch in Umfragen für South Carolina an die Spitze, weil Experten zufolge vielen Einwohnern des Bundesstaats ein anderer Politiker noch viel mehr ein Dorn im Auge ist: Barack Obama. Und dem ehemaligen Unternehmer Romney werden in einem Wahlkampf im Zeichen der Wirtschafts- und Jobkrise am 6. November die besten Chancen gegen den Amtsinhaber zugetraut. Sollte Romney in New Hampshire und auch in South Carolina siegen, könnte das die Vorentscheidung auf dem Weg zur Kandidatenkür der Republikaner beim nationalen Parteitag Ende August sein. (Reuters)