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Blick auf den Petersplatz in Rom, wo die Kunstsprache Esperanto propagiert wird, während der Papst am 25. Dezember 2010 den Segen "Urbi et orbi" spendet ... Esperanto wird heuer 125 Jahre alt.

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Wien - Eine der jüngsten Sprachen der Welt wird heuer 125 Jahre alt: Am 26. Juli 1887 veröffentlichte der Augenarzt und Philologe Ludwik Lejzer Zamenhof die Plansprache Esperanto. Die leicht erlernbare Sprache mit internationalem Wortschatz und regelmäßiger Grammatik sollte die Sprachbarrieren zwischen den Völkern abbauen. So fand Esperanto bald in vielen politischen Lager Befürworter, konnte sich gegen zahlreiche Widerstände jedoch nie allumfassend durchsetzen. Dank Internet erlebe Esperanto jedoch wieder einen Aufschwung, konstatierte der Österreichische Esperanto-Verband kürzlich in einer Aussendung.

Das Jubiläumsjahr wird in Österreich jedenfalls gefeiert. Bereits erhältlich sind beim heimischen Verband Schirmkappen mit dem Aufdruck "Esperanto de 1887". Überdies findet vom 27. bis 30. September erstmals eine "Dreiländerkonferenz" österreichischer, tschechischer und slowakischer Esperanto-Vereine im südmährischen Breclav (Lundenburg) statt.

Museum

In Österreich widmet sich das Esperantomuseum der Nationalbibliothek in Wien seit der Eröffnung 1929 dem Wesen und der Geschichte dieser und anderer Plansprachen wie der Lingua Ignota der Hildegard von Bingen oder dem Klingonischen aus der Fernsehserie "Star Trek". Man verfügt über 35.000 Bibliotheksbände, 2.500 Zeitschriftentitel, 3.000 museale Objekte, 2.000 Handschriften und Manuskripte, 23.000 Fotos, 1.100 Plakate und 40.000 Flugschriften.

Die Vorteile der internationalen Sprache im Netzzeitalter sind die vergleichsweise schnelle Erlernbarkeit. Mit nur 476 Wortstämmen lassen sich über 5.000 Wörter bilden. Die gesamte Grammatik kommt mit nur 16 Regeln aus. Gesicherte Schätzungen über die Zahl derjenigen, die als Zweitsprache Esperanto sprechen, gibt es nicht - sie variieren zwischen einer halben und einigen Millionen Menschen. Laut österreichischem Esperanto-Verband rangiert die Sprache allerdings unter den größten 100 von etwa 6.800 weltweit.

Verbreitung

Mittlerweile senden Radiostationen in Brasilien, China, Kuba und aus dem Vatikan regelmäßig in Esperanto, außerdem das Chinesische Fernsehen. Bei Wikipedia liegt die Kunstsprache an 27. Stelle hinsichtlich der Anzahl der verfassten Artikel. Auch die Suchmaschine Google, der Internettelefondienst Skype, der Browser Firefox, die Betriebssoftware Ubuntu und die Portale Ipernity und Facebook "sprechen" Esperanto. Und die internationale Schriftstellervereinigung P.E.N. hat Esperanto als Literatursprache anerkannt, während der Esperanto-Weltbund (Universala Esperanto Asocio) mit Sitz in Rotterdam beratende Beziehungen zu den Vereinten Nationen und zum Europarat unterhält.

Dabei hatte es die Kunstsprache nicht immer leicht. Trotz einer gewissen Blüte in der Zwischenkriegszeit wurde etwa die Einführung von Esperanto als offizielle Sprache im Völkerbund durch Frankreich verhindert. Politische Repressionen, der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg und weitere staatliche Verbote bis in die 1980er erschwerten die Ausbreitung des Esperanto. Zwei Beschlüsse der UNESCO aus den Jahren 1954 und 1985 bestätigen jedoch die Position als kulturelle Errungenschaft der Menschheit. (APA)