Neben dem Zentralbetriebsrat des ORF diskutierten heute auch die ORF-Redakteure die Personalpläne ihres Chefs Alexander Wrabetz. Nach zweieinhalbstündiger Redakteursversammlung wie es heißt mit hoher Beteiligung wurde eine Resolution beschlossen. In dieser wird der ORF-Generaldirektor aufgefordert, die Postenbesetzungen - "politische Wunscherfüllung" - zurückzunehmen. Der Text im Wortlaut:

"Unmittelbar nach der Bekanntgabe der geplanten Posten-Besetzungen via OTS-Presseaussendung vom 23.12.2011 haben die ZiB-RekteurInnen ihre Empörung über offensichtliche parteipolitische Wunscherfüllungen in einem Mail an den Generaldirektor geäußert. Bis heute ist dazu keine Antwort eingetroffen, in Interviews hält der Generaldirektor an seinen umstrittenen Bestellungen fest. Die öffentliche Diskussion darüber in den vergangenen zwei Wochen hat klar gemacht, wie sehr die geplanten Postenbesetzungen als politische Wunscherfüllung gesehen werden. Das halten wir in hohem Maße für unternehmensschädigend. Schon alleine, weil der Eindruck entsteht, die Unabhängigkeit des ORF sei nicht mehr gegeben, fordern wird den Generaldirektor auf, die Postenbesetzungen zurückzunehmen. Da diese Besetzungen weder formal, noch juristisch haltbar sind, beauftragen wir die Redakteurs- und Personalvertetung, alle juristischen Mittel zur Verhinderung auszuschöpfen. Darüber hinaus werden die Protestmaßnahmen der Redaktion fortgesetzt."

Redakteurssprecher Bornemann: "Proteste gehen weiter"

"Zeit im Bild"-Redakteurssprecher Dieter Bornemann berichtete nach der Versammlung über eine "extrem rege und emotional geführte Diskussion". Es habe eine sehr hohe Beteiligung gegeben, man habe sogar Stühle am Gang aufstellen müssen. Sein Fazit: "Klar ist, wir lassen uns das nicht gefallen, und die Proteste gehen weiter. Es wurde auch die eine oder andere kleine Kampfmaßnahme beschlossen, die zu gegebenem Zeitpunkt genauer erörtert werden soll."

Streik sei damit aber nicht gemeint, betonte er. Dies könnten nur Betriebsrat und Gewerkschaft beschließen. "Außerdem wollen wir unsere eigenen Sendungen nicht beschädigen. Klar ist aber, dass die Interviews von Generaldirektor Wrabetz und Niko Pelinka (SPÖ-Stiftungsrat, soll Büroleiter werden, Anm.) noch keine ausreichenden Antworten gebracht haben."

"Wir lassen sicher nicht zu, dass die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung untergraben wird", sagt Redakteursrat Fritz Wendl zum STANDARD. Der Ball liege aber nun bei Wrabetz, sagt Wendl. (APA/red)