Wien - Die internationale Schuldenkrise färbt nun auf eine Branche ab, die bisher als vergleichsweise krisenresistent gegolten hat: den Tourismus. "Seit Mitte 2011 ist ein Rückgang der Investitionsneigung zu beobachten", sagte Franz Hartl von der Tourismusbank ÖHT in einer Pressekonferenz. "Dieser Trend hat sich im vierten Quartal beschleunigt. "

Im Gegensatz dazu hat die Investitionsfreude von Hoteliers und Gastwirten während der letzten Krise 2008/09 kaum gelitten. Viel Geld wurde insbesondere für Betriebsgrößenoptimierung ausgegeben. Der Tourismus erwies sich als Stütze der Konjunktur. Ob das erneut gelingt, müsse sich erst zeigen. Erschwerend komme hinzu, dass sich Kommerzbanken im Bestreben, ihr Kernkapital zu stärken, zunehmend restriktiv bei Kreditvergaben verhielten.

Durch Betriebszusammenlegungen und Erweiterungsinvestitionen sind die Betriebe unterm Strich zwar größer und professioneller geworden, andererseits aber haben sie laut Hartl an Ertragskraft eingebüßt. So ist der Gross Operating Profit, der die Ertragsstärke der Hotels misst (vergleichbar dem Ebitda bei produzierenden Unternehmen), seit dem Jahr 2000 um knapp zwölf Prozent gesunken.

"Die Hoteliers konnten zwar die Preise über die Inflationsrate hinaus erhöhen. Andere Kosten seien aber noch stärker gestiegen, insbesondere Werbung und Energie", sagte Hartl. Im Vorjahr hat die ÖHT, die im Eigentum der Bank Austria, der Erste-Bank-Gruppe und des Raiffeisen-Sektors steht, 1774 Förderansuchen mit einem Investvolumen von 880 Mio. Euro positiv erledigt. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1.2012)