Mischling mit DNA von C. elephantopus. Genetiker schließen daraus, dass es auf der Insel Isabela reinrassige Originale gibt.

Foto: Uni Yale

New Haven / Wien - Den Galápagos-Riesenschildkröten, die auf dem Galápagos-Archipel vor Ecuador leben, kommt in der Geschichte der Biologie eine ganz besondere Rolle zu. Der junge Charles Darwin bemerkte 1835 bei seinem Aufenthalt auf der Inselgruppe im Pazifischen Ozean, dass die Tiere auf den verschiedenen Eilanden unterschiedliche, den Umweltbedingungen angepasste Panzerformen haben - was ihn zu seiner Theorie der natürlichen Selektion inspirierte.

Heute sind von der Wissenschaft 15 Unterarten beschrieben, von denen jedoch vier als ausgestorben gelten. Und von einer Subspecies (C. nigra abingdoni) existiert nur noch ein einzelnes männliches Tier, das als Lonesome George bekannt ist. Biologen hoffen allerdings, auf der Nachbarinsel Isabela doch noch eine genetisch entsprechende Geschlechtspartnerin zu finden.

Diese genetischen Analysen könnten nun freilich dazu beitragen, dass die Galápagos-Riesenschildkröten ein weiteres Mal Biologiegeschichte schreiben. Denn wie Forscher der Universität Yale im Fachblatt Current Biology berichten, haben sie erstmals allein durch Genanalysen die Existenz einer als ausgestorben geltenden Schildkröten-Unterart nachweisen können - ohne noch eine genau entsprechende Unterartvertreterin gefunden zu haben.

Konkret geht es um die Subspecies Chelonoidis elephantopus, die seit 150 Jahren als ausgestorben gilt. Walfänger haben die Tiere auf ihrer Mutterinsel Floreana ausgerottet, wo eine Fabrik zur Ölgewinnung errichtet worden war.

Als die Yale-Forscher 2008 die rund 300 Kilometer entfernte Insel Isabela besuchten, nahmen sie Blutproben von mehr als 1600 der rund 7000 dort lebenden Riesenschildkröten - und machten bei den Analysen eine erstaunliche Entdeckung: 84 Schildkröten hatten eine reinrassige Vertreterin von C. elephantopus als einen Elternteil, die andere Hälfte der DNA kam von einer Unterart namens G. becky. Da in 30 Fällen die Paarung vor weniger als 15 Jahren stattfand und die Schildkröten mehr als 100 Jahre alt werden können, schließen die Biologen, dass es auf Isabela noch authentische Exemplare von C. elephantopus geben muss. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. Jänner 2012)