Vorige Woche noch wollte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank von Demission nichts wissen. Philipp Hildebrand schickte sich an, die Affäre um die brisanten privaten Devisengeschäfte auszusitzen. Doch mit jedem Tag eskalierte der Skandal, unappetitliche Details fanden den Weg in die Öffentlichkeit. Die Nationalbank, vordergründig ein Hort helvetischer Tugenden wie Verlässlichkeit und Pflichterfüllung, nahm immer größeren Schaden. Hildebrand erkannte das, er musste gehen.

Der Zentralbankchef, der durch milliardenschwere Interventionen die Wechselkurse beeinflusste und der gleichzeitig privat von Währungsspekulationen profitierte, verspielte jeglichen Kredit. Zudem hatte sich Hildebrand die Feindschaft des skrupellosesten Schweizer Politikers eingehandelt: Der rechtsnationale Milliardär Christoph Blocher half entscheidend mit, den obersten Währungshüter abzuservieren.

Sein Weggang trifft die Schweiz hart. Der ebenso weltgewandte wie fachlich versierte Hildebrand bescherte dem kleinen Land Einfluss auf der internationalen Bühne. Der Gentleman half auch, das ramponierte Image des Schweizer Finanzplatzes zu verbessern. Und Hildebrands Entscheidung, den Franken an den Euro zu binden, verschaffte der helvetischen Wirtschaft Luft. Doch all seine Verdienste halfen Hildebrand am Ende nicht mehr. Sein Rücktritt ist logisch. Und sein Rücktritt ist richtig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1.2012)