Es ist bekannt: Staatsfonds, die Einnahmen aus Ölverkäufen oder Exportüberschüssen in anderen Ländern investieren, verfolgen dort meist auch strategische Absichten - etwa, wenn sich China seine Absatzmärkte im Westen zu sichern sucht. Jetzt steckt sich einer dieser Fondsstaaten erstmals gesellschaftspolitische Ziele: Katar investiert 50 Millionen Euro in die französischen Problemvorstädte. Jungunternehmer sollen damit eigenständige Projekte verwirklichen. Im Visier sind Immigrantensöhne - auch Töchter? -, die trotz ihrer Uni-Diplome keinen Job finden, weil sie Amin oder Malik heißen.

Der Katar-Fonds hält Frankreich indirekt den Spiegel vor: Weil das alte Kolonialland die Einwanderer aus Nord- und Westafrika nicht wirklich integriert, sondern an den Rand der Gesellschaft drängt, nimmt sich ihrer jetzt ein reiches Scheichtum an. Frankreich hat keinen Grund, sich darüber zu beklagen, solange es Bürger in Vorstadtghettos auf dem Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche oder beim Discobesuch diskriminiert.

Eine Frage muss sich aber auch Katar gefallen lassen: Warum hilft dieser letztlich politische Staatsfonds eigentlich Jungunternehmern in Frankreich? Diese stammen meist aus Algerien oder Kamerun, nicht aus Katar. Wo liegt da der gemeinsame Nenner? Etwa im Islam? Oder einer verqueren arabischen Solidarität? Das liefe auf eine ethnisch-religiöse Bevorzugung hinaus, die ebenso stutzig macht. (DER STANDARD Printausgabe, 10.1.2012)