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Hennen in Bodenhaltung. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch der Österreicher liegt bei 233 Eiern. Importe wandern vor allem in Teig- und Backwaren.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Franz Karlhuber ist von der EU enttäuscht. Wozu erlasse sie Gesetze, wenn sich dann viele nicht daran halten, seufzt er. Hart durchgreifen müsse Europa bei Eiern: "Sollen säumige Länder ihre Käfigprodukte doch selber essen."

Der Niederösterreicher ist Herr über 10.000 Legehennen. Bis 2005 lebten sie in engen Käfigen. Dann nahm er pro Huhn 30 Euro in die Hand und rüstete seinen Hof auf Bodenhaltung um. Mehr Aufwand sei es, bereut habe er es nie. Dass sich nun jedoch große Betriebe im Ausland mit der Umstellung derart lang Zeit lassen, habe er nicht erwartet. "Das ist marktstörend."

Käfigeier sind seit heuer in der EU verboten. Vor zwölf Jahren beschlossene Richtlinien sehen statt 550 Quadratzentimeter Fläche je Legehenne nunmehr 750 vor, dazu Einstreu und Sitzstangen. Österreich hat seine Ställe bereits vor drei Jahren adaptiert. Zwölf andere Länder hingegen ignorieren die Gesetzesvorgabe. Von Polen über Ungarn und Italien bis zu Frankreich und Spanien sitzen laut EU nach wie vor bis zu 100 Millionen Hühner in Legebatterien - fast ein Drittel des Gesamtbestandes - und fluten die Märkte mit Billigeiern. EU-Gesundheitskommissar John Dalli drohte zuletzt mit Vertragsverletzungsverfahren. Doch den Österreichern ist dieses Instrument zu träge.

Eierbauern fordern ein befristetes Exportverbot für jene Länder, die ihren Produzenten bisher keinen Druck machten. Von den Grünen liegt ein Antrag auf ein Importverbot für die illegalen Eier vor. Dieses wäre aus Sicht ihres Landwirtschaftssprechers Wolfgang Pirklhuber durchaus EU-konform.

Lust auf Billigware

Ein Hauptanliegen der Branche ist jedoch eine verpflichtende Produktkennzeichnung. Aus Lebensmitteln, in denen Eier verarbeitet sind, müsse die Haltungsform hervorgehen. Derzeit gleicht in Gastronomie und Industrie ein Ei dem anderen. Frischeier aus Legebatterien tragen den gleichen Code wie jene aus erlaubten, etwas größeren Käfigen. Insgesamt kauft Österreich gut ein Viertel des Eibedarfs im Ausland. Lediglich frische Eier des Lebensmittelhandels entstammen fast ausschließlich der österreichischen Hendlhaltung.

Großküchen und Lebensmittelhersteller beanspruchen gut zwei Drittel des Eiverbrauchs für sich. Containerweise wird Ei in flüssiger und trockener Form importiert - zu Preisen, mit denen kein österreichischer Bauer mithalten kann. Die Agrarmarkt Austria bietet erstmals ein Gütesiegel für Flüssigeier, das heimische Herkunft garantieren soll. Vorerst bleibt es aber ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ein österreichisches Werk für Trockeneier ist in Planung; noch werden sie freilich weiter zu Billigstpreisen weltweit importiert. China ist dafür größter Produzent.

Benjamin Guggenberger, Chef der Erzeugergemeinschaft Frischei, hält die EU für gut beraten, ihre Regeln umzusetzen: "Wir brauchen fairen Wettbewerb." Michael Wurzer von der Arbeitsgemeinschaft der Geflügelwirtschaft sieht die Lösung in der Kennzeichnung. "Das geht aber nur mit Druck."

Gastronomen und Industrielle wollen davon freilich wenig wissen. "Hier putzt man sich am schwächsten Glied der Kette ab", ärgert sich Paulus Stuller, Bundesinnungsmeister des Nahrungsmittelgewerbes. Eier unterschiedlichster Herkunft versteckten sich in Vorprodukten, diese zu kennzeichnen sei praktisch völlig unmöglich. "Wir halten nicht den Kopf hin, nur weil sich andere in der EU nicht an Gesetze halten."

Darüber hinaus fehle es an genug österreichischen Eiern, sagt Robert Ortner, Chef des Flüssigeierzeugers Pro Ovo. Er selbst verarbeite täglich eine Million Stück, die Hälfte davon müsse er importieren. Mit höheren Preisen steige auch die Produktion, sind sich Bauern einig. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 10.1.2012)