Stilistisch ist die 5er-Reihe derzeit wohl die gelungenste unter BMWs Großserienmodellen.

Foto: Christian Fischer

Hauptattribute: elegant, repräsentativ, fahrdynamisch, sparsam.

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BMW

Grafik: DER STANDARD

Knausriger als Meister Ede ist keiner. Kein 5er, dieser Riesenlackel aus dem Hause BMW, ist so sparsam wie er. Darum schreibt er sich eigentlich auch in Versalien: EDE. Steht auf gut bayerisch für Efficient Dynamics Edition. Und brachte es trotz wie immer ambitionierten STANDARD-Testprofils auf einen Verbrauch von 5,7 l / 100 km. Ein wahrhaft erstaunlicher Wert. Wie macht BMW das bloß?

Die Kombination lautet jedenfalls: 184-PS-Diesel, manuelle 6-Gang-Schaltung, Start-Stopp, drei Fahrmodi: Eco Pro, Comfort, Sport – die flotteste Betriebsart, Sport+, wurde konsequenterweise eliminiert. Der Schmäh ist: Man landet beim Starten immer automatisch in Eco Pro, wird also die meiste Zeit in dieser effizientesten Manier verbringen.

Zusätzlichen Anreiz zum Gaspedalstreicheln liefert bei Eco Pro, psychologisch ziemlich schlau, das blassblaue Tankstellensymbol zwischen Tacho und Drehzahlmesser, das angibt, wie viele Kilometer später man gegenüber sonstiger Fahrweise zum Boxenstopp muss. Nur wenn man mal richtig zügig überholen will, drückt man die Tastatur links neben dem Schaltknauf zweimal rauf, bis eben Sport im Display glimmt. Und wie viele Kilometer Reichweite haben Sie heute gewonnen?

Fakt ist jedenfalls, dass BMW in Sachen Effizienz bei gleichzeitig ungeschmälertem Fahrspaß seit Jahren keiner was vormacht. Wann immer die Gegnerschaft auf Tuchfühlung geht, ist BMW schon wieder einen Schritt weiter. Ein Wettbewerb pro Umwelt, der nur nachhaltig zu begrüßen ist.

Da tut sich aber auch der zweite Kandidat unseres Doppeltests hervor, der 525d xDrive Touring. Kombi also statt Limo, 218 Diesel-PS statt 184, 8-Gang-Automatik statt 6-Gang-Schaltung, Allrad statt Hinterradantrieb, 1895 kg Leergewicht statt 1695. Und was kommt raus im Testbetrieb? Sieben Liter auf 100 km gradaus. Selbst dieser Wert würde noch manchen Kleinwagen zieren; wie man sieht, ist das ziemlich genau jener Verbrauch, auf den wir mit dem flotten Lancia Ypsilon Twinair (siehe oben) auch kamen.

Formal ist die 5er-Reihe, vom GT abgesehen, der bisher überzeugendste Großserienwurf der Designära Hooydonk, der Kombi wiederum ist die beliebteste Variante weil immer noch nobel und repräsentativ und dazu auch noch praktisch wie nur was: Zwar wird der Touring im Kofferraumvolumen (560 bis 1670 Liter) vom E-Klasse-T-Modell deutlich getoppt (695-1950 l), eng geht's hier aber wahrlich auch nicht zu – außerdem sieht der BMW einiges eleganter aus als der Mercedes.

Beim Testwagen handelte es sich um eine den heimischen topografischen Verhältnissen sowie der Jahreszeit ideal angepasste Version. Allrad macht ihn vielleicht ein klein wenig behäbiger im Handling, er wirkt vielleicht nicht ganz so leichtfüßig wie der Hecktriebler, bietet dafür aber Sicherheit in allen Traktionslagen.

Beide Dieselaggregate schöpfen ihre Kraft aus vier Zylindern und 1995 cm³ Hubraum, beide wurden sie im BMW-Motorenwerk Steyr entwickelt und gebaut, und beide sind sie von der Geräuschkultur her so nobel zurückhaltend, wie es dem 5er angemessen ist, winters vom Kaltstart und den wenigen Minuten danach abgesehen, aber auch das keine nennenswerte Beeinträchtigung auf der nach oben hin offenen Wohlfühlskala.

Fazit: Filzhut ab vor Spar(spaß)-meister Ede; wir würden aber eher zum Winter(lade)chef greifen. Weil: Allrad, Kombi, Automatik – und trotzdem sparsam. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/5./6.1.2012)