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Eric Cantona sorgte vor einem Jahr mit seiner Aufforderung, das Bankensystem zum Einsturz zu bringen, für Aufsehen.

Foto: APA/EPA/Frey

Paris - Am Montag wollte sich Eric Cantona, ehemaliges Fußballgenie und Enfant terrible, für das Amt des französischen Präsidenten bewerben. Am Dienstag wurde bekannt, dass es sich dabei lediglich um einen gelungenen PR-Gag für die Fondation Abbé-Pierre (FAP) handelte. Cantona prangert die Wohnungsnot  an, sie sei "grundlegend. Sie betrifft zehn Millionen Menschen."

Politisch aktiv war Cantona schon immer, eher links als gemäßigt. Ende 2010 hatte der einstige Stürmerheld europaweit für Wirbel gesorgt und seine Landsleute aufgerufen, mit einem Schlag alles Geld von ihren Konten abzuheben, um das Bankensystem zum Einsturz zu bringen. Für solch eine Revolution "muss man nicht Waffen in die Hand nehmen. Wenn 20 Millionen Menschen gleichzeitig ihr Geld von der Bank nehmen, dann bricht das System zusammen" , hatte er gesagt. "Die Revolution läuft über die Banken." Sein Appell verhallte aber weitgehend ungehört.

Seit seinem Karriereende 1997 bekämpft der stolze Franzose Cantona "das System", wie er zuvor Gegenspieler, Schiedsrichter und Funktionäre bekämpft hat. Schon als Stürmerstar von Manchester United (1992 bis 1997) war er ein Mann der direkten Aktion. Er wütete auf dem Platz, schlug Gegnern ins Gesicht, bespuckte gegnerische Fans. 1995 streckte er sogar einen Hooligan, der ihn beleidigt hatte, mit einem spektakulären Kung-Fu-Tritt nieder.

Trotz oder wegen seiner Eskapaden wurde Cantona zum Helden auf der Insel. Die United-Fans wählten ihn zu ihrem Jahrhundertfußballer. Im Old Trafford regierte in den Neunzigern seine Majestät "King Eric" mit durchgedrücktem Rücken und hochgestelltem Kragen. Die große Geste beherrschte der Enkel spanisch-italienischer Einwanderer schon immer. Kein Wunder, dass Cantona nach seiner Karriere neben der Politik auch die Schauspielerei entdeckte. In mehr als 20 Filmen wirkte er bereits mit. (sid, fri - DER STANDARD, Printausgabe 11.1. 2012)