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Angehörige der Dalit-Kaste protestieren gegen ihre Diskriminierung.

Foto: APA/EPA/Mukherjee

Sich in den Essensresten jener zu wälzen, die im indischen Kastensystem höher angesiedelt sind, hat in Karnataka, einem Teilgebiet Indiens, Tradition. 25 religiöse Führer aus der Region fordern allerdings nun die Regierung auf, das ihrer Ansicht nach diskriminierende Ritual mit dem Namen "Made Sana" abzuschaffen. 

Hunderte Menschen aus niedrigen Kasten nahmen im Dezember vergangenen Jahres an dem Ritual in den Tempeln teil und erhofften sich davon eine Heilung ihrer Hautkrankheiten. Die Zeremonie verlangt, dass sich die Gläubigen auf Bananenblättern mit Essenresten hin und her wälzen. Die Essensreste stammen von Mitgliedern der im Hinduismus höchsten Kaste, den Brahmin.

 

Gläubige gegen Verbot

Organisationen der unteren Kaste Dalit bezeichnen die Prozedur als "unmenschlich" und inakzeptabel. Damit würde die obere Kaste versuchen, die unteren Kasten zu unterdrücken. "Wenn dieses Ritual tatsächlich Krankheiten heilen würde, müsste die Regierung eigentlich alle Krankenhäuser und medizinischen Forschungszentren schließen", sagt Panditaradhya Shivacharya Swami. "Die Menschenwürde aller muss gewahrt werden. Ein Verbot würde ein großer Fortschritt sein", ist der Aktivist Veerabhadra Channamalla Swami überzeugt.

Die praktizierenden Gläubigen stellen sich vehement gegen ein Verbot und sind der Ansicht, dass sich die Regierung in diese Belange nicht einmischen darf. Im Dezember wurde ein Aktivist von  Befürwortern des Rituals verprügelt. Auch innerhalb der Regierung von Karnataka sorgt die Debatte für Streit zwischen zwei Ministern, die der Brahmin- bzw. der Dalit-Kaste angehören.

Die Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit ist in Indien eigentlich gesetzlich verboten. (ted/derStandard.at, 11.1.2012)