"Bombe oder Rohrkrepierer?", fragen Pariser Medien nach einem Bericht der Zeitschrift "Marianne", die schwere Vorwürfe gegen Frankreichs First Lady erhebt. Die PR-Firma ihres Freundes und Beraters Julien Civange hat demnach vom Weltfonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria (FATM) ohne Ausschreibung Aufträge in Millionenhöhe erhalten. Dies sei umso pikanter, als der Leiter des Fonds, der Franzose Michel Kazatchkine, ebenfalls zu Carla Brunis Freunden gehöre.

Gut drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich sind die Vorwürfe von höchster Brisanz: Staatschef Nicolas Sarkozy steckt im Umfragetief und ist auf Sympathieträger wie seine Gattin angewiesen. Bruni, deren Bruder durch die Immunschwäche starb, engagiert sich mit einer eigenen Stiftung sowie als Aidsbotschafterin des FATM.

"Keinen Centime erhalten"

FATM bestreitet die Vorwürfe: Bruni und ihre Stiftung hätten "keinen Centime erhalten". Marianne behauptet allerdings nur, dass anlässlich der Aidskampagne "Born HIV Free" rund drei Millionen Dollar an Brunis Kommunikationsberater geflossen seien. Civange verfügt im Élysée-Palast über ein Büro und war auch Trauzeuge Brunis und Sarkozys.

Kazatchkine zufolge wurde ein Untersuchungsbericht zu Geldflüssen rund um die Kampagne erstellt. Es sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Laut Marianne hat US-Außenministerin Hillary Clinton dennoch Kazatchkines Kopf gefordert. Frankreichs Botschafter im Aids-Fonds, Patrice Debré, wurde bereits ersetzt. Warum, ist nicht bekannt. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2012)