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Der italienische Autobauer Fiat will in Europa ein Gegengewicht zu seinem Konkurrenten VW schaffen.

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Der Fiat-Chrysler-Konzern ist auf der Suche nach einem neuen Partner. Dessen Chef Sergio Marchionne widerspricht zwar einem Bericht der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera, dass der französische Konzern PSA Peugeot Citroen bereit sei, eine Allianz mit den Italienern zu diskutieren. Beobachter sehen Peugeot jedoch als Favoriten.

Laut Marchionne wird es zu einer zweiten Konsolidierungsrunde in der Autobranche kommen. "Es bedarf in Europa eines zweiten starken Autobauers neben VW", meinte der Fiat-Sanierer, der sich auf dem Autosalon in Detroit im neuen Look mit graumeliertem Bart "alla Hemingway" präsentierte.

Ziel von Fiat-Chrysler ist es, bis 2014 rund sechs Millionen Fahrzeuge zu erzeugen. Angeblich soll die Produktion in Brasilien, wo Fiat-Chrysler vor Volkswagen Numero uno sind, aufgestockt werden. Dass Marchionne auf Partnersuche ist, ist an und für sich nichts Neues. Der Fiat-Chef hatte bereits vergeblich versucht Opel zu schlucken. Die Italiener kontrollieren inzwischen 58,5 Prozent bei dem mittlerweile sanierten US-Autokonzern Chrysler. Zur kompletten Fusion soll es nach 2013 kommen.

Das Zusammengehen mit Chrysler war für Fiat ein Segen. Denn die Schwäche auf dem europäischen Automarkt wurde 2011 weitgehend durch die "über allen Erwartungen" stehende Erholung von Chrysler wettgemacht. 2012 wird laut Marchionne aber wieder ein schwieriges Jahr für die Autoindustrie. Infolge der Schuldenkrise komme es bereits zu schrumpfenden Margen und wachsenden Preiskämpfen.

Fiats Problem ist nicht nur der Verlust am Heimmarkt, wo die Turiner im Vorjahr 13 Prozent einbüßten. Heuer droht ein Fiat-Absatzminus bis zu 400.000 Autos, sollte sich die Konjunktur nicht erholen. Schwachpunkt von Fiat ist auch die mangelnde Modellerneuerung. Zur Diskussion steht auch eine Verlagerung des Hauptquartiers von Turin nach Detroit. Denn während Marchionne in Italien wegen seiner neuen Arbeitsverträge angefeindet wird, hat er in den USA als Chrysler-Sanierer an Image gewonnen. Allerdings begeht auch Marchionne Fehler. Der in Europa zum Kultfahrzeug avancierte Kleinwagen Cinquecento floppte in den USA. Man habe den Markt falsch eingeschätzt, bekannte der Autochef. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2012)