Man sieht sie förmlich vor sich: kleine Kinder, die ihre zentnerschweren Schultaschen durch schneeverwehte Landstriche schleppen, weil die Schule im eigenen Dorf geschlossen wurde. Auf ihren gebeugten Rücken wollen die steirischen "Reformpartner" Franz Voves und Hermann Schützenhöfer sparen? Da hagelt es gleich scharfe Kritik von allen Oppositionsparteien.

Aber man sollte sich den "Regionalen Bildungsplan" , den Voves und Schützenhöfer im Chambre séparée ohne das Wissen der eigenen Abgeordneten und der betroffenen Bürgermeister ausverhandelt haben, genauer ansehen. Gut, es mag Härtefälle geben. Doch die 36 Volksschulen, die geschlossen werden, sind alle einklassig. Eine Schulform, in der Experten auch pädagogische Nachteile durch den Altersunterschied von Klassenkollegen sehen.

Zudem wäre es ein Fortschritt, wenn jene 1000 Lehrerstunden, die durch Schließungen frei werden, tatsächlich - so der Plan der Landesregierung - dort eingesetzt werden, wo an anderen Schulen Förderbedarf besteht. Zumindest, wenn Lehrerinnen dann nicht quer durchs Land geschickt werden, sondern unter zumutbaren Bedingungen arbeiten können. Dann wären die steirischen Reformer einmal eine vorbildhafte Klasse für sich. Noch mehr, wenn sie endlich aufgeblasene Strukturen wie die - parallel zur Schulabteilung des Landes existierenden - Bezirksschulinspektoren oder den Landesschulrat einsparen. (DER STANDARD; Printausgabe, 11.1.2012)