Eines vorweg: Für den Euro musste man Mitte 2010 schon 1,50 Dollar hinlegen, im Oktober 2000 war er hingegen nur 82 US-Cent wert. Soll heißen: Die Schwankungen an den Devisenmärkten sind nichts Abnormales, der derzeitige Kurs von 1,28bkann somit auch nicht als allzu große Schwäche der Gemeinschaftswährung ausgelegt werden.
Dennoch schmerzt sie. Zum einen, weil der Dollar selbst schwächelt, die Latte also alles andere als hoch liegt. Gegenüber den Währungen anderer Industriestaaten wie Singapur, Australien, Neuseeland oder die Schweiz hat der Euro in den letzten vier Jahren um mehr als ein Fünftel abgewertet (im Fall der Schweiz sogar trotz heftiger Intervention der Notenbank). Gegenüber dem Yen verlor die Gemeinschaftswährung in diesem Zeitraum 38 Prozent.
Besonders bitter sind die derzeitigen Verteuerungen von in Dollar gehandelten internationalen Rohstoffen, allen voran Erdöl. Dämpfte ein starker Euro die Preis-Hausse 2008, zündet er jetzt den Turbo für die Teuerung. Die Kombination aus höheren Energiepreisen und Belastungen aus den Sparplänen quer durch Europa wird dem Konsum einen argen Dämpfer versetzen. Das kann von den Vorteilen, die der Export dank flauer Währung verzeichnet, nicht aufgewogen werden. Ausfuhren hängen viel stärker von der internationalen Nachfrage als von den Devisenmärkten ab. Gerade jetzt wäre ein stabiler privater Verbrauch umso wichtiger. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2012)