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Foto: AP/Sarbach

Von vier Arten, Politik zu erleben, könnte Doris Schröder-Köpf in einigen Jahren vielleicht sagen: Ich habe alle ausprobiert. Denn die Ehefrau des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) will jetzt selber Politik machen und erweitert, sollte ihr 2013 der Einzug in die SPD-Fraktion des niedersächsischen Landtags gelingen, ihr Repertoire.

48 Jahre alt ist Schröders vierte Ehefrau, und sie hat schon viele Wandlungen durchgemacht. Als Klosterschülerin in Bayern demonstriert sie gegen Atomkraft und Franz Josef Strauß (CSU), ist also in dieser Zeit außerparlamentarische Opposition.

Später beschreibt sie Politik, wird Journalistin bei der Augsburger Allgemeinen und der Bild-Zeitung, wo sie (irgendwie ist auch Deutschland ein großes Dorf) die Texte des Volontärs Kai Diekmann redigiert. Der ist heute Chefredakteur der Bild-Zeitung. Ihren Job beim Focus gibt sie auf, als sie 1997 "den Gerd" heiratet, der damals als Ministerpräsident von Niedersachsen auf dem Sprung ins Kanzleramt ist.

Nach Schröders Wahl 1998 beginnt die nächste Annäherung an Politik: "Dörchen" wird so etwas wie Schröders inoffizielle Beraterin und bekommt als erste Kanzlergattin einen eigenen Schreibtisch im Kanzleramt.

"Doris sacht" , beginnt Schröder oft seine Sätze, wenn er eine Idee vorbringt. Das kommt nicht überall gut an, zumal die Kanzlergattin es auch sonst versteht, sich hervorragend in Szene zu setzen. Der Begriff "Agenda 2010" für Schröders Einschnitte ins Sozialsystem geht auf sie zurück. Auch ist es Schröder-Köpf, die ihrem Mann klarmacht, dass Familienpolitik nicht bloß "Gedöns" ist, wie er zunächst meint.

Allerdings schüttelt man auch in der SPDden Kopf, als sie im Wahlkampf 2005 erklärt, Angela Merkel habe keine Kompetenz in Frauen- und Familienpolitik, da sie ja kinderlos sei.

Schröder-Köpf selbst hat drei Kinder: Eine Tochter bringt sie mit in die Ehe, einen Buben und ein Mädchen aus Russland adoptiert sie mit Schröder. Seit dessen Abwahl 2005 hat sie sich in der Villa in Hannover vor allem um die Familie gekümmert und versucht, aus dem Ex-Kanzler wenigstens ansatzweise einen Hausmann zu machen. "Harte Gefechte" habe es dabei gegeben, gesteht sie der Zeit.

Sollte es klappen mit dem Einzug in den Landtag, darf Schröder-Köpf zum ersten Mal Politik machen. Und ihr Mann wird öfter zum Staubsauger greifen müssen. (Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2012)