Paris - Fast 18 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda ist ein französischer Untersuchungsbericht zu dem Ergebnis gekommen, dass der damalige Präsident durch eine Rakete aus dem eigenen Lager starb. Das tödliche Attentat auf Präsident Juvenal Habyarimana im April 1994 ging demnach vom Kanombe-Hügel in dem ostafrikanischen Kleinstaat aus. Dort war das Lager der Präsidentengarde. Jahrelang war angenommen worden, dass Habyarimana von den damals noch als Rebellen kämpfenden Männern des heutigen Präsidenten Paul Kagame abgeschossen wurde.

Nach dem Beschuss des Jets mit dem Präsidenten, einem Hutu, waren binnen Wochen mindestens 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu getötet worden. Viele Opfer wurden mit Macheten zerstückelt oder lebendig verbrannt. Eine von Kagame geführte Exilarmee hatte mit ihrem Einmarsch aus Uganda den Massenmord beendet.

Abschuss

Die Frage, wer Habyarimanas Privatjet im Landeanflug auf die Hauptstadt Kigali abgeschossen hatte, war jahrelang umstritten und hatte Frankreichs Beziehungen zur heutigen Regierung von Präsident Kagame vergiftet. Dessen Anwalt Bernard Maingain erklärte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP in Paris: "Der Bericht bestätigt die These, dass der Raketenbeschuss von Kanombe ausging."

Die ersten französischen Untersuchungen des Attentats hatten 2006 zu Haftbefehlen gegen Vertraute von Kagame und einem vorübergehenden Abbruch der diplomatischen Beziehungen geführt. 2008 waren die Ermittlungen vom neuen Pariser Ermittlungsrichter Marc Trevidic neu aufgenommen worden. Beide Länder hatten erst 2010 ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen, nachdem sie sich zuvor gegenseitig Mitverantwortung für den Genozid vorgeworfen und komplexe juristische Verfahren eingeleitet hatten.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte 2010 in Ruanda die Annäherung begonnen. Mit Blick auf den Genozid hatte er schwere Fehler seines Landes eingeräumt, aber eine öffentliche Entschuldigung vermieden. (APA)