Warschau - "Wir sind Bürger Europas!" hat der polnische
Ministerpräsident Leszek Miller vor Mitarbeitern, Journalisten und
Vertretern der Politik in der Regierungskanzlei gerufen, als er von
den ersten inoffiziellen Ergebnissen des EU-Referendums erfahren hat.
Der wahre Sieger des Referendums sei das polnische Volk. Nach
Tausenden von Stunden harter Arbeit "haben wir in Kopenhagen den
Schlüssel zur EU erhalten, in Athen wurde uns die Tür geöffnet, und
heute machen wir den ersten Schritt in das europäische Haus", sagte
Miller. "Wir sind Zeugen eines der größten Tage in unserer
Geschichte."
Freude äußerte auch Staatspräsident Aleksander Kwasniewski. "Wir
kehren nach Europa zurück", sagte er in einer kurzen Ansprache. "Wir
kehren an den Platz zurück, an den Polen gehört." Er dankte allen
Politikern und Intellektuellen, die ungeachtet politischer und
ideologischer Differenzen gemeinsam für den EU-Beitritt geworben
hatten. "Wer hätte davon noch vor zwölf Jahren geträumt?" fragte er
im historischen Säulensaal, in dem 1989 durch Gespräche am Runden
Tisch die Wende in Polen eingeleitet wurde. Die Polen hätten sich in
der demokratischsten möglichen Form für den EU-Beitritt entschieden,
betonte Kwasniewski. "Bravo für Polen! Wir sind in der europäischen
Familie." Besonders hob Kwasniewski die Rolle von Papst Johannes Paul
II., "unserem großen Landsmann und Ratgeber", hervor.
Wende
Für EU-Kommissionspräsident Romano Prodi
bedeutet die Zustimmung der Polen zum EU-Beitritt ihres Landes "eine
Wende in der Geschichte Europas". In einer Aussendung unmittelbar
nach den ersten Hochrechnungen sprach Prodi von einer "großen und
stolzen Nation, die gerade endgültig ein für sie tragisches
Jahrhundert abgeschlossen hat." (APA/dpa)