Belgiens König Albert herzt seine "Wundermädels"

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Großer Bahnhof für Justine Henin auf der Brüsseler Grand Place

Foto: APA/EPA
Brüssel - Die an Symbolen nationaler Einigkeit eher armen Belgier haben spätestens seit dem Finale der French Open zwei neue Heldinnen, die von Wallonen wie Flamen gleichermaßen aus tiefstem Herzen verehrt werden: Siegerin Justine Henin-Hardenne und ihre unterlegene Landsfrau Kim Clijsters. Justine stammt aus dem wallonischen Lüttich, Kim aus dem flämischen Städtchen Bilzen. Doch die manchmal bis zur Absurdität gepflegten Gegensätze zwischen den Volksgruppen verblassten völlig hinter der Tennissensation von Paris, die am Samstag das ganze Land während des Finales zum Erliegen brachte.

Eine Klammer mehr

Auf dem historischen Markt Grand Place in Brüssel standen 6.000 Fans vor einer Großbildleinwand und waren sich - unabhängig welcher Spielerin die Sympathie galt - in einem einig: Heute gewinnt Belgien. Auch in den französischen und flämischen Medien, die über Tage in großer Aufmachung Leben und Karrieren der Freundinnen detailreich nachgezeichnet hatten, verkniffen sich die Kommentatoren, aus dem Duell eine Rivalität zwischen beiden Landesteilen zu konstruieren.

Das dürfte vor allem König Albert II. gefreut haben, der es sich nicht nehmen ließ, mit seiner Familie in Paris dabei zu sein. Das Königshaus ist das unbestrittene Symbol nationaler Einigkeit. Es wirkt wie eine Art Klammer für die etwa sechs Millionen Flamen, 3,4 Millionen Wallonen und der Minderheit von etwa 70.000 Deutschen. Die Zeitung "La Derniere Heure" brachte dann auch am Montag den Zustand des Landes nach der Tennishysterie mit ihrer Titelseite auf den Punkt: Vor dem Hintergrund der belgischen Nationalfahne steht ein strahlender König zwischen Justine und Kim.

"Rote Teufel" im Abseits

Und die Siegerin sprach es am Sonntag bei ihrem triumphalen Empfang auf der Grand Place vor zehntausend hingerissenen Anhängern aus: "Am Samstag haben Sie zwei Mädchen gesehen, die für ihr Land gekämpft haben." Bei so viel Euphorie ging am Samstag sogar fast völlig unter, dass Belgiens Fußball-Nationalelf beim 2:2 in Bulgarien einen wichtigen Punkt in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2004 holte. Normalerweise sind es ja die "Roten Teufel", wie die Fans liebevoll die Elf nennen, die Wallonen wie Flamen in Freude und Ärger eint. (APA/dpa)