Damaskus - Erstmals seit dem Beginn des Aufstands vor zehn Monaten ist in Syrien ein ausländischer Journalist getötet worden. Nach Angaben eines AFP-Fotografen kam der erfahrene Kriegsreporter Gilles Jacquier vom Fernsehsender France 2 am Mittwoch in der Protesthochburg Homs beim Einschlag einer Granate ums Leben. Ein Mitglied der arabischen Beobachtermission warf der Führung in Damaskus schwere Verbrechen vor und reichte seinen Rücktritt ein.

Dem AFP-Fotografen zufolge explodierte die Granate in einer Gruppe von Journalisten. Diese hielt sich im Rahmen einer von den Behörden genehmigten Reise in Homs auf und wollte über die Demonstrationen in der zentralsyrischen Stadt berichten. Dort kommt es seit Beginn der Revolte gegen die autoritäre Führung von Präsident Bashar al-Assad regelmäßig zu Gewalt zwischen Sicherheitskräften und Regierungsgegnern.

Mehrere Granaten eingeschlagen

Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, mehrere Granaten seien zwischen den beiden Stadtvierteln Akrama und Al-Nuzha eingeschlagen, als sich dort die Journalisten-Gruppe aufgehalten habe. Ihren Angaben zufolge wurden neben Jacquier noch sechs Syrer getötet und mehrere Menschen verletzt.

Aus welchem Lager die Granaten abgefeuert wurden, war zunächst unklar. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die französische Regierung forderte eine Untersuchung. Frankreich verurteile diese "abscheuliche Tat" aufs Schärfste, erklärte Außenminister Alain Juppé. Die Umstände von Jacquiers Tod müssen aufgeklärt werden. Jacquier war nach Angaben seines Senders seit Jahren in Krisenregionen im Einsatz, darunter in Afghanistan und im Irak.

Der algerische Beobachter Anouar Malek beschuldigte Damaskus, die Beobachter der Arabischen Liga getäuscht und die ihnen gezeigten Dinge "inszeniert" zu haben. Die syrische Regierung verübe "nicht nur ein Kriegsverbrechen, sondern eine ganze Reihe von Verbrechen gegen das Volk" sagte Malek dem Fernsehsender Al-Jazeera. Sie habe sich bisher an keinen Punkt des Plans der Arabischen Liga gehalten, der zu einem Ende des Konflikts führen soll.

Anders als zugesagt, würden die Panzer nicht von den Straßen abgezogen, sondern lediglich versteckt und nach dem Weggang der Beobachter wieder in Stellung gebracht. "Die Gefangenen werden gefoltert, niemand wurde freigelassen", fügte Malek hinzu. Stattdessen seien Menschen auf der Straße festgenommen und den Beobachtern als freigelassene Gefangene vorgeführt worden.

Assad sagte in einer kurzen Rede vor zehntausenden Anhängern in Damaskus: "Wir werden die Verschwörung zweifellos besiegen. Ihre Verschwörung nähert sich dem Ende, und es wird auch ihr Ende sein". (APA/Reuters)

 

Quelle: CNN, der CNN-Reporter Nic Robertson ist in Homs vor Ort.