Hamburg - In Österreich ereignen sich jährlich etwa 20.000 erstmalige Schlaganfälle. 8 bis 15 Prozent der Betroffenen erleiden ein Zweitereignis im ersten Jahr. Hierzulande gilt der cerebrale Insult als die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache bleibender Behinderungen. Je nachdem, ob die Ursache ein Gefäßverschluss oder aber eine Hirnblutung ist, müssen sich Ärzte innerhalb kürzester Zeit für die passende Therapie entscheiden.

Medizinischer Ultraschall verbessert diese Diagnostik: Die farbkodierte Duplex-Sonografie ist nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) ein unverzichtbarer Bestandteil auf jeder Stroke Unit. Die korrekte Diagnose entscheidet maßgeblich über den weiteren Verlauf und die mitunter lebenslangen Folgen eines Schlaganfalls.

Trifft ein Patient mit typischen Anzeichen für einen Schlaganfall, etwa einer halbseitigen Lähmung oder Sprachstörungen, in der Klinik ein, klären Ärzte zunächst mittels Computer- oder Kernspintomografie, ob ein Gefäßverschluss oder eine Hirnblutung hinter dem Ereignis steckt. Nur bei einem Gefäßverschluss, dem sogenannten ischämischen Schlaganfall, ist eine  Rekanalisierung möglich: Dabei versuchen Ärzte, mit einem Medikament oder mit Hilfe eines Katheters das Gefäß wieder zu öffnen. „Die Lage und die Länge des Verschlusses geben uns wichtige Informationen über die Aussichten der Therapie", sagt DEGUM-Vorstandsmitglied Michael Görtler. Er leitet die Stroke Unit an der Universitätsklinik für Neurologie in Magdeburg.

Für die genaue Diagnose gibt es mehrere diagnostische Verfahren, erläutert Görtler: „Sie können über eine Vene ein Kontrastmittel in den Körper spritzen und dann in einer erneuten Computer- oder Kernspintomografie den Verlauf der Blutgefäße im Gehirn verfolgen." Auch die digitale Subtraktionsangiografie (DSA), eine Variante der konventionellen Röntgenuntersuchung, kann die Arterien im Gehirn darstellen. „Trotzdem gelingt es uns nicht immer, die Länge des Verschlussprozesses richtig abzuschätzen und zu erkennen, ob die dahinter liegenden Gefäße (und damit Hirnareale) tatsächlich nicht mehr ausreichend durchblutet sind", ergänzt der Neurologe.

Gezielt rekanalisieren

Eine farbkodierte Duplex-Sonografie kann hier den entscheidenden Hinweis liefern, wie eine Untersuchung belegt. Bei einer 21-jährigen Frau kam es nach einem Autounfall zu einem Schlaganfall. Es lag eine Verletzungen an der Halsschlagader und als deren Folge eine kritische Minderdurchblutung der wichtigsten Hirnarterie vor. Letzteres wurde in der DSA verkannt.  Görtler: „Mittels der farbkodierten Duplex-Sonografie jedoch konnten wir die verminderte Strömungsgeschwindigkeit und die verminderte Pulsatilität in der zweiten Arterie entdecken." Durch zwei gezielte Rekanalisierungen konnten die Ärzte die Durchblutung wieder normalisieren.

„Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute", betont DEGUM-Experte Professor Görtler. Der Erfolg der Behandlung hänge auch davon ab, ob die Ärzte von Anfang an die richtige Diagnostik wählen. „Eine Ultraschalluntersuchung ist ohne großen Zeitverlust bei fast jedem Patienten möglich", so Görtler: „Durch die farbige Darstellung der Richtung und der Geschwindigkeit des Blutflusses in der farbkodierten Duplex-Sonografie erhalten wir oft entscheidende Informationen über die Durchblutung des Gehirns." (red)