Kairo/Al-Arish - Der Vorsprung der islamistischen Parteien bei der ägyptischen Parlamentswahl ist noch größer als bisher angenommen. Die regierungsnahe Nachrichtenwebsite "Ahram Online" veröffentlichte am Mittwoch vorläufige Ergebnisse, wonach die Partei der Muslimbruderschaft, die sich selbst als moderat islamisch bezeichnet, rund 45 Prozent der Sitze erhält, gefolgt von der radikalislamischen Partei des Lichts (Hizb al-Nour) mit 25 Prozent. Den dritten Platz belegt demnach die liberale Traditionspartei Al-Wafd (8,9 Prozent). Die neu gegründete liberale Ägyptische Allianz landet mit sieben Prozent auf Platz vier.

Inzwischen zeigen die Ägypter, die am ersten Tag der Parlamentswahl noch in großer Zahl zu den Urnen geströmt waren, erste Anzeichen von Wahlmüdigkeit. Lokale Medien und einheimische Wahlbeobachter meldeten, am Mittwoch - dem letzten Tag der Stichwahl für die Direktkandidaten in acht ländlichen Provinzen - hätten nur wenige Wähler Stimmzettel ausgefüllt. In der Provinz Nordsinai zogen Sympathisanten der islamistischen Parteien der Muslimbrüder und der Salafisten nach Angaben von Augenzeugen durch die Straßen, um Wähler zu mobilisieren, was nach ägyptischem Recht eigentlich verboten ist.

Die erste Parlamentswahl seit dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak hatte am 28. November begonnen und war in den 27 Provinzen des Landes in drei Etappen abgehalten worden. In einigen Wahlbezirken in Kairo, Alexandria, Assiut und Al-Sharqiya sowie in der Provinz Südsinai muss der Wahlgang wegen Unregelmäßigkeiten wiederholt werden. Die erste Sitzung des Parlaments ist für den 23. Jänner vorgesehen. (APA)