Wien - Ein Wiener Steuerberater ist am Mittwoch am Straflandesgericht wegen versuchter Erpressung und Betrugs zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Der Jurist hatte es nicht verkraftet, als sich seine langjährige, 23 Jahre jüngere Freundin von ihm trennte und stattdessen einen anderen Mann heiratete. Also drohte er ihr und ihrem Ehemann per E-Mail mit der Veröffentlichung von pornografischen Fotos, die er während der Beziehung angefertigt hatte.

"Ich war dermaßen gekränkt. In meiner Kränkung war ich kopflos. Als sie mir gesagt hat, dass sie einen anderen hat, war ich sehr depressiv. Das hat mich in die größte Existenzkrise meines Lebens gestürzt", führte der 54-Jährige nun vor Richterin Daniela Zwangsleitner an. Dabei habe er doch "sehr viel Geld in sie reingesteckt" und der jungen Frau, mit der fast sieben Jahre zusammen war, Schmuck, Kleidung und Reisen im Wert von über 200.000 Euro bezahlt. "Wie's halt so ist in einer Partnerschaft: Wer mehr hat, zahlt mehr und macht Geschenke", beschied ihm die Richterin.

Tausend Aktfotos

Als der Steuerberater nicht einmal zur Hochzeit seiner Ex eingeladen wurde, wurde er ungeduldig. Er erinnerte sich, dass er für sie einen Bausparvertrag abgeschlossen und diesen mit knapp 4400 Euro "genährt" hatte. Dieses Geld wollte er zurück. Ansonsten, so drohte er der 31-Jährigen, werde er einige der tausend Aktfotos, die er von ihr besitze, öffentlich zugänglich machen.

Weil die Frau nicht reagierte, schrieb er ihren Ehemann an, wobei er drei Bilder als "Kostproben", wie er sich ausdrückte, beifügte, die Frau als "faules Luxusluder" beschimpfte und die paar tausend Euro einforderte.

Da auch das nicht fruchtete, marschierte er am Ende mit einer jungen Frau, die sich als seine Ex ausgab, zur Bank, bei der er den Bausparvertrag abgeschlossen hatte, und kündigte diesen, wobei seine Begleiterin mit dem Namen der ehemaligen Freundin unterschrieb und also eine gefälschte Unterschrift leistete, was ihr nun als Mittäterin sechs Monate bedingt einbrachte.

"Ich habe Tatsachen gesetzt, die ich als Jurist keinesfalls gutheißen kann", gab sich der Steuerberater am Ende der Verhandlung zerknirscht. "Eine Trennung haben wir alle schon mal mitgemacht. Da muss man doch nicht so reagieren", wunderte sich die Richterin. (APA)