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Die Westbahn will dorthin, wo der ÖBB-Waggon steht.

Foto: AP/Hans Punz

Das private Bahnunternehmen Westbahn pocht darauf, weitere Bahnstrecken befahren zu können. Bis dato ist man nur auf der Westbahn zwischen Wien und Salzburg unterwegs. Die Westbahn wünscht sich die Ausschreibung mehrerer Bahnstrecken und argumentiert das auch mit dem Ziel der Republik, die Zuschüsse an die ÖBB in Zukunft signifikant zu verringern.

"Würden Bahnstrecken ausgeschrieben, käme jener Anbieter zum Zug, der die beste Leistung um die geringsten öffentlichen Zuschüsse anbieten kann. Wird, so wie derzeit, freihändig an einen Anbieter (die ÖBB, Anm.) vergeben, kommt es den Steuerzahler naturgemäß teurer", erklärte Westbahn-Geschäftsführer Stefan Wehinger in einer Aussendung.

Das Unternehmen ärgert sich zum Beispiel über die Verbindung Salzburg - Graz. In dem Vertrag, den die ÖBB 2011 erhielten, sieht die Westbahn einen "Vollkasko-Charakter". Die ÖBB bekämen viel Geld ohne einen ernsthaften Anreiz zur Leistungsverbesserung.

Zufrieden mit Passagierzahl

Über den ersten Monat Westbahn freut sich die Politik. Das habe zu einer Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs in Niederösterreich geführt, meinte Landesrat Karl Wilfing (ÖVP) auf einer Pressekonferenz mit Westbahn-Geschäftsführer Wehinger. Täglich würden bereits 6300 Pendler die neuen Züge nützen, die Rückmeldungen seien "hervorragend". Das Land habe den Privatanbieter "selbstverständlich" begrüßt: "Jeder Wettbewerb verbessert das Gesamtangebot", so Wilfing.

Der Westbahn-Chef selbst sprach von einem "viel besseren" Start als erhofft: Bereits der erste Betriebstag habe zu nahezu 100 Prozent funktioniert, im ersten Monat sei die Pünktlichkeit bei 98 Prozent gelegen. Der Anteil der Pendler in den Westbahn-Garnituren liege derzeit bei etwa einem Viertel und wachse stetig. Wehinger rechnet damit, dass sich der Verkehr auf der Westbahn in den nächsten 15 Jahren verdoppeln wird.

Die eingesetzten Lokführer seien eine Mischung aus ehemaligen ÖBB-Bediensteten und Leih-Lokführern, zwölf stünden derzeit in Ausbildung. Abgesehen von den Lokführern kämen nur fünf der 180 Mitarbeiter von den ÖBB. "Wir werben niemanden aktiv ab", so Wehinger. Die Beschäftigten würden von dem österreichischen Unternehmen über den Kollektivverträgen für Privatbahnen bezahlt, "um jeder Diskussion aus dem Weg zu gehen". Dazu gebe es großzügige Prämien.

Landesrat Wilfing betonte abermals das Bemühen, die Westbahn als Vollmitglied in den Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) aufzunehmen - derzeit gelten bereits Zeitkarten, aber keine Einzelkarten. Fahrscheine könne man übrigens bequem auch im Zug kaufen. (red/APA, derStandard.at, 11.1.2012)