Bild nicht mehr verfügbar.

Karriereende: Thomas Quasthoff.

Foto: AP/Lilli Strauss

Tenor Michael Schade.

Foto: Standard/Christian Fischer

Wien - Die bedauerliche Nachricht, wonach der deutsche Bassbariton Thomas Quasthoff (nachdem er vor einiger Zeit bereits seine beachtliche Jazzsänger-Karriere beendet hatte) nun den Sängerberuf an sich wegen Stimmproblemen an den Nagel hängt (was er news.at bestätigt), passt vom Timing her zu der am Dienstag gestarteten Serie von Solistenkonzerten an der Wiener Staatsoper. Mit einem Auftritt von Quasthoff (Jahrgang 1959) hätte nämlich die Reihe beginnen sollen - leider musste er ihn absagen, wie so vieles in den letzten Monaten.

Auf jener Bühne, auf der Quasthoff sowohl ein grandioser Amfortas in Parsifal war wie auch beim Jazzfestival ein witziger Partner von Bobby McFerrin, nun also Tenor Michael Schade, begleitet von Pianist Rudolf Buchbinder. Schade ist bei Schuberts Schöner Müllerin besonders beim Lyrischen in seinem Element. Bis so etwa zur Mitte des Zyklus ist die eine oder andere fragile, verrutschte Note zu hören. Je verinnerlichter jedoch das Geschehen, desto mehr kann Schade seinen - besonders in der Höhe - magischen Klang mit einer Klarheit und Intimität vermitteln, die auch in puncto Legatokultur ihresgleichen sucht (besonders bei den Liedern Pause, Die liebe Farbe und Trockne Blume). 

Rudolf Buchbinder war dem Ganzen ein aufmerksam mitatmender, allerdings auf Akzente nicht verzichtender Begleiter. Wie er etwa bei Tränenregen den Liedschluss zart und doch präsent ausklingen ließ, war schon von höchster Eindringlichkeit. 

Bei Buchbinders Musikfestival in Grafenegg wird übrigens Michael Schade im Sommer am Eröffnungsabend Thomas Quasthoff ersetzen. Quasthoff selbst wird zwar dem Singen, nicht aber öffentlichen Auftritten gänzlich abschwören: Für die heurigen Festwochenkonzerte im Musikverein ist er bei den Gurre-Liedern als Sprecher engagiert, und er wird diesen Termin auch wahrnehmen. Ansonsten bleiben für ihn als Betätigungsfelder die Unterrichtstätigkeit an der Berliner Hanns-Eisler-Hochschule und die Leitung des von ihm ins Leben gerufenen Wettbewerbs Das Lied. Und es wird Lesungen geben. Ein Trost, aber ein schwacher. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD - Printausgabe, 12. Jänner 2012)