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Demo "Ein Tag für Algerien", Paris 1997

Foto: epa/Joel Robine

Vor genau 20 Jahren brach die Armee die ersten freien Wahlen in Algerien ab. Den ersten Wahlgang im Dezember 1991 hatte die Islamische Heilsfront (FIS) gewonnen. Der zweite Wahlgang am 16. Januar sollte nie stattfinden. In groß angelegten Razzien wurden im ganzen Land FIS-Mitglieder verhaftet und in Lager in die Wüste gebracht. Schnell entstand ein bewaffneter Untergrund. Algerien versank in einem Blutbad. Armeeaktionen und Massaker von allen Seiten, echte und falsche Razzien und Straßenkontrollen Autobomben und gezielte Mordanschläge waren an der Tagesordnung. Der Konflikt forderten in den kommenden Jahren mehr als 200.000 Tote. "Wer tötet wen?" fragten sich Algerier und die wenigen ausländischen Beobachter.

Es gibt wenige Bilder aus diesem wirren Bürgerkrieg. Einer der Fotografen, der das Drama am besten dokumentiert hat, ist der Schweizer Michael von Graffenried. Mit seiner Widelux-Panoramakamera "stahl" er Bilder.  Er arbeitete mit der Kamera vor der Brust, ohne durch den Sucher zu schauen. Dabei entstand ein beeindruckendes Zeitdokument in Schwarz-Weiß.

Zehn Jahre später kehrte von Graffenried an die Orte der Fotos zurück. Zeigte seine Bilder und suchte die Abgelichteten und befragte sie. Auf die Frage, die wir uns in jenen Jahren allen stellten - "Wer hat hier wen getötet?" - bekam er von einem Algerier die Antwort: "Ich weiß, was du weißt!"

Der algerische Filmemacher Mohammed Soudani dokumentierte Von Graffenrieds Reise zurück in die schwarzen Jahre Algeriens in seinem Dokumentarfilm "Une guerre sans images" - "Ein Krieg ohne Bilder". Damit dieser blutige Konflikt - in dem ich meine ersten Schritte als Nordafrikakorrespondent machte und mit Von Graffenried zusammenarbeitete - nicht in Vergessenheit gerät, sei der Film zum heutigen Jahrestag empfohlen.

Das französische Original hier, auf englisch hier.