Austin/London - Das Weltraumteleskop "Kepler" hat zwei Exoplaneten aufgespürt, an deren Himmel jeweils eine "Doppelsonne" strahlt, wie Astronomen um William Welsh von der San Diego State University berichten. Die Konstellation erinnere an den fiktiven Planeten Tatooine aus der Kinosaga "Star Wars", macht Co-Autor Josh Carter vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik die Mitteilung schmackhaft und ergänzt: "Wieder einmal holt die Wissenschaft die Science Fiction ein." Der Vergleich ist somit nicht die journalistisch aufgejazzte Version - der Name Tatooine hat es bis in die ehrwürdige Fachzeitschrift "Nature" geschafft, in der die Entdeckung vorgestellt wurde.

Wo die Vergleichbarkeit endet

Unter der Doppelsonne des fiktiven Tatoo-Systems liegt im Leinwandmärchen die Heimat der Hauptfiguren Anakin und Luke Skywalker. Während es sich bei Tatooine allerdings um eine zwar raue, aber dennoch habitable Wüstenwelt handelt, sind die beiden realen Neuentdeckungen mit den Katalognummern Kepler-34b und Kepler-35b für Leben zumindest in uns entsprechender Form ungeeignet - sie sind gasförmig und groß wie der Saturn. Kepler-34b umrundet seine beiden Sonnen alle 289 Tage, die beiden Sterne selbst umkreisen einander alle 28 Tage. Kepler-35b wiederum kreist einmal in 131 Tagen um seine beiden Muttersterne, die sich alle 21 Tage umeinander drehen.

In beiden Doppelsternpaaren ähneln die einzelnen Sterne unserer Sonne. Da sie einander jedoch vorübergehend bedecken, schwankt auch die Strahlung stark, die ihre Planeten erreicht. Die beiden Exoplaneten dürften daher chaotische Wetterkapriolen durchmachen, meint Welsh. "Es wäre wohl so, wie alle vier Jahreszeiten viele Male pro Jahr zu erleben, mit enormen Temperaturschwankungen."

"Kepler"-Forscher hatten bereits im September 2011 die Entdeckung eines Planeten mit zwei Sonnen gemeldet. Damals war noch nicht klar, ob es sich um einen bizarren Einzelfall handelt. "Die Umgebung eines Sternenpaars galt früher als zu chaotisch für die Entstehung von Planeten", betonte Welsh, der den Fund auf der Jahrestagung der Amerikanischen Astronomengesellschaft AAS in Austin, Texas, vorstellte. Vermutlich gebe es aber doch Millionen Planeten mit Doppelsonnen in unserer Milchstraße. Mit nun insgesamt drei derartigen Funden sehen die Astronomen eine neue Klasse von Planetensystemen als etabliert an. (APA/red)