Verglichen mit Gehältern für ähnliche Positionen in der Wirtschaft "befinden sich die Rektorengehälter alle am unteren Rand", sagt Rektorenchef Heinrich Schmidinger.

Foto: STANDARD/Corn

Standard: Die Gehälter der Rektoren sind ins Gerede gekommen. FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf rügte: "Die Uni-Chefs gönnen sich hohe Gagen trotz Budgetnot." In der "Presse" sprach er von "Löhnen wie Topmanager" für "kaum Leistung". Verdienen die Rektoren der Unis zu viel?

Schmidinger: Nein, wenn man den Beruf anschaut, den Rektoren ausüben, dann sind diese Gehälter gerechtfertigt. Das zeigt der Vergleich mit ähnlichen Positionen in der Wirtschaft. Da befinden sich die Rektorengehälter alle am unteren Rand. Das zeigt aber vor allem auch der Vergleich mit Rektoraten im internationalen Kontext. In der Schweiz sind sie wesentlich höher, auch in Deutschland, da allerdings differenziert nach Bundesländern. Von amerikanischen Gehältern reden wir gleich gar nicht. Sie machen ein Vielfaches unserer Gehälter aus.

Standard: Was macht den Beruf des Rektors, der Rektorin aus?

Schmidinger: Sie haben die Verantwortung für sehr viel Personal, zum Teil einige Tausend Leute. An der Uni Salzburg immerhin 2800 Personen, und wir sind mittlerer Größenordnung. Da gibt es noch viel größere Unis. Wir haben auch für 18.000 Studierende die Verantwortung. Ich halte unsere Gehälter also nicht für übertrieben, sondern für sachlich gerechtfertigt. Was häufig vergessen wird in der ganzen Diskussion: Die Rektoren haften mit ihrem persönlichen Vermögen, sie gehen also ein relativ hohes Risiko ein. Auch das gehört berücksichtigt.

Standard: Wofür könnten Sie zur Haftung gezogen werden?

Schmidinger: Wenn etwa eine Universität bankrottgeht oder wirtschaftlich nicht mehr zurande kommt, besteht vom Gesetz her theoretisch die Möglichkeit, dass auf das Privatvermögen des Rektors zurückgegriffen werden kann.

Standard: Die Ausgaben für die Rektorate sind zwischen 2004 und 2010 zum Teil beträchtlich gestiegen. Wie ist das zu erklären?

Schmidinger: 2004 wurde etwas anderes erhoben als 2010. 2004 erhob man Funktionsgebühren, vor allem bei den Vizerektoraten. Das sind Gehaltsbestandteile, die zum Professorengehalt eines Vizerektors dazukommen. 2010 wurden Funktionsgebühren und Gehälter addiert - so kamen teils exorbitante Steigerungen an einzelnen Unis heraus, die es aber de facto nicht gab, sondern nur auf dem Papier.

Standard: Halten Sie es prinzipiell für sinnvoll oder wünschenswert, dass Rektoren oder Vizerektoren auch weiterhin lehren?

Schmidinger: Ich fände es auf jeden Fall gut, wenn es sich machen lässt, dass es diese Verbindung weiter gibt. Ich habe selbst die ersten fünf Jahre als Rektor immer noch die Hauptvorlesung in Metaphysik gehalten, Diplomarbeiten und Dissertationen betreut. Nur ist mir das einfach zu viel geworden. Grundsätzlich halte ich es für richtig, wenn Vizerektoren und Vizerektorinnen nebenamtlich fungieren, weil sie dadurch in die Lehre eingebunden bleiben und den Kontakt zur wissenschaftlichen Basis halten können. Das ist ganz wichtig. Vizerektor oder Vizerektorin ist man wie Rektor oder Rektorin auf eine bestimmte Zeit. Die meisten gehen danach in ihre Fächer zurück. Da wäre es zumindest in einigen Disziplinen fatal, wenn der Verbindungsfaden unterdessen abgerissen wäre.

Standard: Sie selbst sind zum "Gehaltsstrip" bereit. Wie viel sind Sie Ihrer Universität als Rektor wert?

Schmidinger: Mein Gehalt beträgt brutto ungefähr 220.000 Euro im Jahr, im Monat netto 8500 Euro. Davon muss ich rund 1200 Euro abziehen für die Pensionsversicherung. Ich bin ja noch Universitätsprofessor. Damit ich meine Beamtenpension nicht verliere, muss ich diese neben der ASVG-Pension eigens einzahlen. Dann zahle ich noch einen Teil des Repräsentationsaufwandes aus diesem Gehalt. So komme ich auf etwa 5500 Euro pro Monat und verdiene damit so viel wie die meisten Kollegen und Kolleginnen, die Professoren sind.

Standard: Viele Rektoren erhalten Prämien. Wofür gibt es solche?

Schmidinger: Das hängt zusammen mit den Zielen der Entwicklungspläne und den Leistungsvereinbarungen der Unis. Ein wichtiges Kriterium ist die Frage, wie eine Uni wirtschaftet. Auch ich erhalte eine Prämie, wenn der Uni-Rat sie beschließt - jedes Jahr neu, da herrscht keine Automatik. Dabei spielt natürlich eine Rolle, ob die Uni positiv bilanziert. Bei einer Negativbilanz würde ich diese Prämie nicht erhalten, würde ich sie auch nicht nehmen.

Standard: Es gibt Rektoren, die sagen, mein individuelles Gehalt lege ich nicht offen, so lange diese Einkommenstransparenz nicht für alle Österreicher gilt. Verstehen Sie das?

Schmidinger: Meine Position ist: Ich habe ein öffentliches Amt, und daher hat die Öffentlichkeit ein Recht, zu erfahren, was ich verdiene. Deshalb habe ich auch kein Problem, alles offen zu sagen. Umgekehrt erwarte ich mir von der Öffentlichkeit, dass sie dies auch gerecht beurteilt.

Standard: Würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen diese Offenlegung Ihrer Gehälter empfehlen?

Schmidinger: Das habe ich nicht einmal, sondern mehrmals getan.

Standard: Sie sind Philosoph und Theologe. Erklären Sie uns die Sache mit dem Geld, die ja eine schwierige ist. Woher kommt das, dass ums Geld so ein Geheimnis gemacht wird, zumindest in Österreich? In Schweden kann jeder einsehen, was der Nachbar verdient.

Schmidinger: Ich glaube, das hängt mit unserer Kultur zusammen. Bei uns herrscht die Meinung, über Geld spricht man nicht, das hat man nur. Geld ist Privatsache, hat geradezu einen intimen Charakter. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2012)