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In diesem Jahr werden in Österreich voraussichtlich 140 neue Windkraftwerke errichtet. Die Förderungen lösen eine Investition von insgesamt 620 Millionen Euro aus.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wien - Lang herrschte Flaute in Österreich. Windenergie hätte es genau genommen mehr als genug gegeben - sie wurde allerdings über Jahre hinweg nur in bestehenden Anlagen in Strom umgewandelt. Kein einziges neues Windrad war zusätzlich errichtet worden.

Wie sehr der Bau von Windkraftanlagen von einem attraktiven Förder- beziehungsweise Einspeisemodell abhängt, zeigt die erste Bilanz zum neuen Ökostromgesetz, das im verwichenen Juli beschlossen worden war: Denn jetzt werden auf einmal wieder Windkraftwerke errichtet, dass es nur so pfeift.

Ein Drittel mehr

Bereits 2011 wurden 31 neue Anlagen mit einer Leistung von 73 Megawatt (MW) errichtet, bilanzierte Stefan Moidl, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft IG Windkraft am Mittwoch in Wien. "Im Jahr 2012 rechnen wir mit der Errichtung von rund 140 Windkraftanlagen mit insgesamt 376 MW Leistung, wir steigern damit die bestehende Leistung um gut ein Drittel." Anders ausgedrückt: Im Jahr 2011 wurden 120 Millionen Euro in den Windkraftausbau investiert, 2012 sollen es 620 Millionen Euro sein.

Die jährliche österreichische Stromproduktion aus Windkraft kann durch den Ausbauschub von derzeit rund 2,2 Milliarden auf knapp drei Milliarden Kilowattstunden gesteigert werden. Das entspricht dem Strombedarf von mehr als 850.000 Haushalten - damit würde ein Viertel der österreichischen Haushalte mit Windstrom versorgt werden. Und das, obwohl das eigentliche Ökostromgesetz noch gar nicht in Kraft ist - dieses muss erst von der EU-Kommission abgesegnet werden.

Was diesen ersten Ausbauschub ausgelöst hatte, war der ebenfalls 2011 vereinbarte Abbau jener Förderanträge, die sich bereits in einer "Warteschleife" aufgestaut hatten. Für diesen Abbau im Bereich Windkraft waren 80 Millionen Euro an Fördermittel bereitgestellt worden.

Moidl rechnet damit, dass das Ökostromgesetz selbst nach dem Okay aus Brüssel Mitte dieses Jahres in Kraft treten kann. Ab diesem Zeitpunkt stehen dann für die Förderung neuer Ökostromanlagen jährlich zusätzlich 50 Millionen Euro zur Verfügung.

Burgenland fast autark

Schwerpunkt des Ausbaus ist derzeit immer noch Ostösterreich: In Niederösterreich sind 2011 insgesamt 24 neue Anlagen mit 48,3 MW errichtet worden - heuer sollen es 55 Anlagen mit 131 MW sein. Im Burgenland wurden im Vorjahr acht neue Windräder (23,6 MW) errichtet - 2012 sollen es 83 neue Kraftwerke (244,8 MW) sein. Mit allen dann angeschlossenen Anlagen könnte das Burgenland zu dem Zeitpunkt 81,5 Prozent des eigenen Strombedarfs allein aus Windenergie abdecken.

"Die anderen Bundesländer müssen erst in die Gänge kommen", meint Moidl. Oberösterreich habe etwa einen Bestand von Windkraftanlagen mit 26 MW, die Steiermark Anlagen mit 50 MW. "Das ist immer eine Frage des Konsens, ob man Windkraft will."

Verdoppelung der Fotovoltaik

Eine ähnliche Dynamik wie bei der Windenergie haben die Ökostrom-Beschlüsse von 2011 übrigens auch bei der Fotovoltaik ausgelöst: "Allein durch den Buckelabbau (Abbau der Warteschleife, Anm.) werden heuer Groß-Fotovoltaikanlagen mit insgesamt 120 bis 130 MW errichtet", berichtet Hans Kronberger, Präsident des Verbandes Photovoltaic Austria, im Standard-Gespräch. "Das ist mehr, als in der gesamten Fotovoltaik-Geschichte Österreichs bisher installiert wurde."

Diese Großanlagen werden über das Ökostromgesetz gefördert. Kronberger fordert nun, dass auch im Bereich des Klimafonds die Deckelung von 35 Millionen Euro für die Förderung von Kleinanlagen aufgehoben wird. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 12.1.2012)