Mailand - Die Furcht vor einem Ausverkauf italienischer Banken im Allgemeinen und der Bank Austria Mutter UniCredit im Besonderen nimmt in Mailand zu. Analysten sehen in den massiven Kursverlusten bei UniCredit Spekulationen und Einkaufversuche ausländischer Investoren.

"Mit der Kapitalaufstockung zählen wir zu den solidesten Banken in Europa. Es gibt keinen Anlass zu Befürchtungen, dass eine ausländische Übernahme der Bank bevorsteht", versuchte UniCredit-Generaldirektor Roberto Nicastro am Mittwoch die Märkte zu beruhigen.

Nach Kursverlusten von rund 50 Prozent in den vorangegangenen Tagen und einer Börsenkapitalisierung von nur mehr sechs Milliarden Euro konnten die Aktien am Mittwoch wieder zulegen. Der rege Handel mit Bezugsrechten und deren Kursgewinne von bis zu 80 Prozent lassen vermuten, dass es sich beim Kursrutsch zu Wochenbeginn um Leerverkäufe handelte. Diese wurden in Italien von der Börsenaufsicht Consob bis Mitte Januar 2012 verboten.

Nun ermittelt Consob über den etwaigen Handel von Titeln, die sich nicht in physischem Besitz der Trader befanden. Angeblich haben vorrangig deutsche, britische und französische Händler Papiere erworben. "Die Spekulationskäufe kommen nicht aus Asien oder Amerika - wie befürchtet - sondern aus Europa", sagte ein Analyst zum Standard.

Derzeit hält sich UniCredit-Chef Federico Ghizzoni mit seinen Managern in London auf, um Fonds von der Qualität der Kapitalaufstockung zu überzeugen und zur Investition zu bewegen.

Laut gut informierten Kreisen zögern zwar die großen Bankenfonds mit insgesamt 13 Prozent Anteilen an UniCredit, die Kapitaloperation voll zu zeichnen. Seitens der Kleinanleger kommen aber positive Signale. Diese dürften ihre Beteiligung auf 20 Prozent erhöhen. Wenig Glauben finden Gerüchte wonach Mediobanca und Merrill Lynch, Führer des Bankenkonsortiums, welches die Kapitaloperation garantiert, Aktien aufkaufen, um danach UniCredit zu übernehmen.

Schlappe in Causa Madoff

In der Causa Madoff hat die Bank Austria laut Presse eine Schlappe erlitten. Demnach hat das Handelsgericht Wien entschieden, dass die Emissionsprospekte bei den von der Bank Austria verkauften "Primeo"-Fonds unvollständig waren. Daher hafte die Bank Austria für den eingetretenen Schaden. Die Bank sprach von einem "Einzelfall" und will berufen. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.1.2012)