Schritt für Schritt haben die Machthaber in Burma einen neuen Kurs eingeschlagen und dem Land demokratische Reformen verordnet. Die politische Rehabilitierung von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi und Wahlen sind nur die sichtbarsten Zeichen für den Umschwung, der im März 2010 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung begonnen hat. Die Zulassung von Gewerkschaften, die Aufhebung des Protestverbots und mehr Pressefreiheit zählen zu den weniger beachteten Maßnahmen.

Viel steht noch aus, und es gibt gute Gründe, den Militärs zu misstrauen. Doch in Burma geht es längst nicht mehr nur um die Wünsche der dortigen Regierung. Auch der Westen - allen voran Washington - hat ein Interesse am südlichen Nachbarland Chinas. US-Präsident Barack Obama hat als erster westlicher Staatschef im Dezember seine Außenministerin Hillary Clinton nach Naypyidaw geschickt.Der Besuch ist Teil der amerikanischen Pazifik-Offensive, mit der Washington versucht, Chinas Einfluss im asiatisch-pazifischen Raum zurückzudrängen.

Die Regierung von Burma begründet den Kurswechsel damit, dass es für Kapitalismus und eine blühende Wirtschaft eben Demokratie brauche - und gute Beziehungen zu den westlichen Staaten, die das Land nach wie vor mit Sanktionen belegt haben. Hier treffen sich die Interessen. Die Chancen stehen gut, dass das Land auf dem Demokratiekurs bleibt. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2012)