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Gesucht: Tarek al-Hashemi

Foto: Reuters

Erbil - Im Irak will die halbautonome Kurdenregion den per Haftbefehl gesuchten Vizepräsidenten Tarek al-Hashemi nicht an die Zentralregierung in Bagdad ausliefern. Es müsse ein sicherer und fairer Prozess gewährleistet sein, sagte Fuad Hussein, Mitarbeiter des kurdischen Präsidenten, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. In diesem Falle werde Al-Hashemi freiwillig an den Ort der Verhandlung reisen. Der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki wirft seinem sunnitischen Widersacher Al-Hashemi vor, für die Taten von Todesschwadronen verantwortlich zu sein. Al-Hashemi weist dies von sich und reiste nach der Ausstellung des Haftbefehles in die Kurdenregion. Der Streit zwischen Sunniten und Schiiten in der Regierung hat den Irak in eine tiefe Krise gestürzt.

Al-Hashemi befürchtet nach eigenem Bekunden, in der Hauptstadt Bagdad keinen fairen Prozess zu bekommen, weil die Justiz dort von Al-Maliki kontrolliert sei. Er wolle lieber in der Kurdenregion oder in der Stadt Kirkuk vor Gericht gestellt werden. Kirkuk liegt außerhalb des kurdischen Gebietes, dort haben aber Kurden und Sunniten einen großen Einfluss.

Angst um Unabhängigkeit

Die Kurden wollen nicht in den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten hineingezogen werden und fürchten um ihre Unabhängigkeit, für die sie auch unter dem früheren Staatschef Saddam Hussein lange kämpften. Unter dem Sunniten Saddam hatten sowohl Kurden als auch Schiiten den Sturz des Machthabers zum Ziel. Die Sunniten, die besonders in der Mitte des Landes leben, sind aber die direkten Nachbarn der Kurden.

Viele Iraker fürchten wegen der Regierungskrise Gewalttaten wie in den Jahren 2006 und 2007, als das Land nahe am Bürgerkrieg stand. So kamen in den vergangenen Wochen bei Anschlägen in vor allem von Schiiten bewohnten Gegenden viele Menschen ums Leben.

Trotz der Anschläge sind zurzeit Zehntausende schiitische Muslime unterwegs, um zur für sie heiligen Stadt Kerbela zu pilgern. Anlass ist das Ende der 40-tägigen Trauerzeit für Imam Hussein. Der Enkel von Prophet Mohammed wurde der Überlieferung zufolge im siebenten Jahrhundert in der Schlacht von Kerbela getötet. Am Dienstag wurden bei einem Anschlag auf schiitische Pilger mindestens 15 Menschen getötet. (APA/Reuters)