Barrierefreiheit: Österreich gilt international als Vorbild, es gibt aber auch noch Mängel.

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Wien - Im Mai 2008 ist die UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft getreten. Die Nationen verpflichteten sich mit ihrem Beitritt, innerhalb von zwei Jahren den zuständigen Ausschuss über die Fortschritte bei der Umsetzung zu informieren. Der "Zero Project Report" hat nun untersucht, wie die Konvention umgesetzt wird. Bei einer Pressekonferenz der Essl-Foundation informierte am Donnerstag unter anderen Jakob von Uexküll von der Stiftung World Future Council über die Ergebnisse. Dabei lobte er Österreich als Vorbild bei der Herstellung von Barrierefreiheit.

Doch auch das österreichische Gesetz habe Schwachstellen, sagte Uexküll. Er kritisierte, dass die Frist für bauliche Maßnahmen bei Bundesgebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln von 2015 auf 2020 verschoben wurde. Viele Bundesstellen haben alte Gebäude und müssen lediglich einen Etappenplan für die Umsetzung der Baumaßnahmen aufstellen, dann wird die Frist verlängert.

Modelle im Vergleich

Während der internationalen Konferenz "Good Policies for Disabled People" in Wien werden am 22. und 23. Jänner ExpertInnen, PolitikerInnen und Betroffene die Umsetzungsstrategien und Modelle in unterschiedlichen Ländern vergleichen und diskutieren. Insgesamt acht "Good Policies" aus sieben Ländern wurden ausgewählt. In Italien ist zum Beispiel jede Bildungseinrichtung, vom Kindergarten bis zur Universität, verpflichtet, alle Schüler aufzunehmen. Und in Israel hat jede Person mit mentaler oder intellektueller Behinderung oder mit Kommunikationsschwierigkeiten das Recht auf angemessene Vorkehrungen während eines Ermittlungs- oder Gerichtsverfahrens.

Untersucht wurde die Situation in 36 Ländern, 21 Sozialindikatoren wurden angewandt und über 100 ExpertInnen befragt. Erschwert worden sei die Erhebung dadurch, dass es kaum Daten über die Lage von Menschen mit Behinderung gebe, kritisierte Michael Fembek, einer der AutorInnen der Studie. Der Bericht soll in Zukunft entweder jährlich oder alle zwei Jahre erscheinen und Veränderungen der Situation dokumentieren. (APA/red, derStandard.at, 12.1.2012)