ProSieben hat ein neues Mädchen. Und ist offenbar so begeistert von seiner neuen Serie New Girl, dass bereits eine Woche vor dem offiziellen Serienstart am Mittwoch die Pilotfolge zu sehen war.

Die Kernhandlung ist recht simpel. Die niedliche Jess (Zooey Deschanel) erwischt ihren Freund mit einer anderen (während sie selbst gerade einen ungelenken Auftritt als Stripperin hinlegt - aber das nur nebenbei), verlässt ihn und landet in einer Männer-Wohngemeinschaft, von deren drei Bewohnern jeder auf seine Weise ein gestandener Freak ist.

Das Konzept ist bekannt: Junge, hübsche Frau landet bei einer Horde von - meist sozial inkompetenten - Männern. Bringt bei Big Bang Theory einer keinen Ton heraus, wenn eine Frau anwesend ist, so kann der "Coach" in New Girl nur brüllend mit Frauen reden. Überhaupt arbeitet die Serie hauptsächlich mit dem hochtourigen Rotierenlassen aller verfügbaren Geschlechterklischees. Da beschäftigt den Mitbewohner dann eben vor allem eines: "Wo in diesem Zimmer sehe ich am geilsten aus?"

Die Hauptfigur ist keine Frau, sondern ein Mädchen. Sie verarbeitet ihre Trennung mit exzessivem Heulen, Singen und Dirty Dancing schauen und kombiniert süßen Pony mit putziger Riesenbrille. Ihre Mitbewohner sagen Sachen wie: "In zehn Minuten gehen wir, hast du dir die Beine rasiert?"

Ironietechnisch bewegt sich das auf einem schmalen Grat: Sie lässt sich zwar nachweisen, aber nur in homöopathischen Dosen. Bei aller Freude, liebes ProSieben, aber da ginge noch mehr. Dieses neue Mädchen ist höchstens in seiner Überdrehtheit witzig - besonders originell ist sie nicht. Da kann sie noch so schön singen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2012)