Bild nicht mehr verfügbar.

Thomas Quasthoff wird bei den Wiener Festwochen im Musikverein zu hören sein, aber nur als Sprecher bei Schönbergs "Gurre-Liedern".

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien - Mit einer unspektakulären Erklärung hat Thomas Quasthoff also seine spektakuläre Karriere beendet: "Ich habe mich entschlossen, mich nach fast 40 Jahren aus dem Konzertleben zurückzuziehen, da es mir meine Gesundheit nicht mehr erlaubt, dem Anspruch, den ich immer an mich selber und an die Kunst gestellt habe, gerecht zu werden. Ich gehe ohne Bitterkeit. Im Gegenteil - ich freue mich auf neue Herausforderungen, die es in meinem Leben geben wird."

Diese Herausforderungen werden ihn weiterhin auf der Bühne halten, allerdings nur als Sprecher: In dieser Rolle wird Quasthoff (2., 3. Juni) bei Schönbergs "Gurre-Liedern" im Musikverein mitwirken, wo er (am 8. März) auch das Preisträgerkonzert des von ihm gegründeten Wettbewerbs "Das Lied" moderieren wird. Daneben gibt Quasthoff in Paris (Cité de la Musique, 15. bis 17. Februar) einen Meisterkurs und empfängt im Berliner Konzerthaus (22. Februar) bei seinen "Nachtgesprächen" Theaterdame Katharina Thalbach.

Was hinter dem (in Zusammenhang mit den Absagen der letzten Monate strapazierten) Begriff "Kehlkopfentzündung" tatsächlich stecken mag - mit seiner Behinderung (Quasthoff ist ein Opfer der Schädigungen durch das Medikament Contergan, das seine Mutter während der Schwangerschaft nahm) war der Sänger jedenfalls Zeit seiner Karriere in einer außergewöhnlichen Situation.

Kurze Opernkarriere

Seine Operntätigkeit etwa beendete er schon nach zwei Produktionen: 2003 war er bei den Salzburger Osterfestspielen in "Fidelio" zu hören, 2004 folgte sein grandioses Staatsoperndebüt als Amfortas (Parsifal). Bald danach kündigte Quasthoff jedoch den Rückzug vom kräfteraubenden Genre an.

Im CD-Bereich zeigte er hingegen bis zuletzt seltene Vielfalt. Er glänzte nicht nur als Schubert- und Mahler-Sänger; mit Jazz-CDs ("Watch What Happens", "Tell It Like It Is") präsentierte er sich auch als außergewöhnlicher Crooner. Womöglich gibt es zumindest hierbei Hoffnung - dass er keine CDs mehr aufnehmen wird, hat Quasthoff jedenfalls nicht explizit erklärt.

Die Schüler, die er nun vermehrt betreuen wird, können von ihm jedenfalls nebst Flexibilität und Offenheit auch lernen, mit heiklen Situationen (auch ironisch) umzugehen oder bei unüberwindlichen Hindernissen Konsequenzen zu ziehen. Staatsoperndirektor Dominique Meyer hat recht: "Nur ganz wenige Künstler können so entscheiden." (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2012)