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Gerhard Randas Lust am Fusionieren bringt der Stadt Wien auch Jahre später Ungemach.

Foto: APA/Schlager

Wien - Die gute Nachricht lautet: Für heuer ist die Förderung von außeruniversitärer Technologieforschung in Wien gesichert. Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds bekommt seine Dotierung von acht Millionen Euro, wie vereinbart, von der "Privatstiftung zur Verwaltung von Anteilsrechten", vormals "Anteilsverwaltung Zentralsparkasse AVZ". Weitere vier Millionen zahlt die Stadt Wien direkt an den Förderfonds.

Die schlechte Nachricht: Ob und in welcher Höhe die AVZ-Stiftung auch künftig den WWTF sponsert, ist zumindest ungewiss. "Wir haben eine Zusage der Stiftung, dass es die Dotierung auch in den nächsten Jahren geben wird", sagt ein Sprecher der Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner, die für den WWTF zuständig ist. Was genau "in den nächsten Jahren" bedeutet - und woher das Geld genau kommen wird, weiß man auch im Büro Brauner nicht zu sagen. WWTF-Geschäftsführer Michael Stampfer bestätigt die Dotierung für 2012, allerdings: "Was im nächsten Jahr ist, erfahre ich erst zur Jahresmitte."

Keine Ausschüttung

Dass die Förder-Millionen nicht mehr, wie bisher, aus Dividendenausschüttungen der UniCredit stammen - davon ist freilich auszugehen. Es werden also andere der zahlreichen AVZ-Töchter (unter anderem Anteile an Kontrollbank, Verkehrsbüro, Card complete) finanziell einspringen müssen.

Gegründet wurde die AVZ für die Verwaltung all jener Anteile, welche das "rote Wien" einst an der "roten" Zentralsparkasse hielt, die ihrerseits die Creditanstalt schluckte und zur Bank Austria (BA) wurde. Die einst mächtige private Bankenstiftung gehört sich selbst, erst bei ihrer Auflösung fallen die Vermögenswerte wieder zurück an die Stadt.

Die Opposition in Wien hatten die undurchsichtige Stiftungskonstruktion stets kritisiert und gefordert, die Stadt Wien solle sich komplett aus der ehemals "roten Bank" zurückziehen. Zudem sei die Dividendenausschüttung an den WWTF viel zu gering.

Das sieht WWTF-Chef Stampfer nicht so: "Wir haben seit 2003 78 Millionen Euro aus der AVZ-Stiftung lukriert, mehr als jede andere Förderinstitution Österreichs."

Abverkauf

Durch die Fusionslust von Ex-BA-Chef Gerhard Randa schrumpfte das AVZ-Vermögen im Laufe der Jahre deutlich. Durch den Zusammenschluss der Bank Austria mit der bayerischen HVB 2001 wurde die Stiftung Aktionärin der Münchner Bank, der fünfprozentige Anteil war 1,7 Milliarden Euro schwer. Mit der Übernahme der HVB durch die UniCredit wurde die AVZ dann Aktionärin in Mailand. 2008, als der Kurs der UniCredit bei 3,6 Euro lag, wog das gesamte Paket nur mehr rund 430 Millionen Euro.

Jetzt, mutmaßt die Wiener ÖVP, sei der Wert der AVZ-Anteile schon unter die 100 Millionen-Euro-Marke gerutscht. "Hier hat die SPÖ-Wien auf Kosten der Stadt Milliarden verbrannt", wettert der Wiener ÖVP-Wirtschaftssprecher Alexander Neuhuber. Er will die SPÖ im Gemeinderat dazu befragen. Hatte die AVZ vor dem Verkauf nach München noch 22,7 Prozent an der Bank Austria, ist sie aktuell nur mehr zu rund 0,7 Prozent an der UniCredit beteiligt.

Eine Tochter der Stiftung, die AVZ GmbH, hat ihren Wertpapierbestand bereits 2009 um 190 Mio. Euro, 2010 um weitere 220 Millionen reduziert. Zudem wurde eine deutsche Tochter verkauft, die mutmaßlich früher HVB-Pakete hielt. Erlös: 320 Millionen. Damit hat die AVZ-Tochter in zwei Jahren ihre Substanz von 720 Millionen Euro reduziert.

Die drei Geschäftsführer der Gesellschaft, Franz Zwickl, Herbert Pichler und Alexander Wolfgring schweigen sich darüber aus, welche Anteile an wen verhökert wurden und was mit dem Geld geschah. Auch das Gerücht, dass die Wiener bei der Kapitalerhöhung der UniCredit mitziehen würden, wird nicht kommentiert. Damit nicht genug der Geheimnistuerei: Die AVZ GmbH verweist im Abschluss darauf, dass die Stiftung die Konzernbilanz legt, die Aufschluss bringen könnte. Dieses Dokument wird von der AVZ freilich nicht veröffentlicht.

Der ehemalige Wiener ÖVP-Chef Bernhard Görg, der heute im Aufsichtsrat des WWTF sitzt, war einst für einen Komplett-Verkauf der städtischen Bankanteile. Heute fühlt er sich bestätigt und tröstet sich damit, dass er bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ 1996 "wenigstens die Haftungen der Stadt für die Bank wegverhandelt" habe. Das stimmt nicht ganz: Per 2010 haftete die Stadt Wien immer noch mit 9,6 Milliarden Euro. (Andreas Schnauder, Petra Stuiber, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2012)