Die Gewinnung von Treibstoffen aus Biomasse als Alternative und Ergänzung zu fossilen Brennstoffen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Johannes A. Lercher und sein Forscherteam von der Technischen Universität München stellen nun ein neues katalytisches Verfahren vor, mit dem sich Bio-Öle aus Mikroalgen effektiv in Dieselkraftstoffe umwandeln lassen.

Pflanzenöle, etwa aus Sojabohnen und Raps, sind vielversprechende Ausgangsprodukte für die Herstellung von Biotreibstoffen. Eine interessante Alternative zu diesen herkömmlichen ölhaltigen Feldfrüchten sind Mikroalgen. Unter Mikroalgen versteht man als einzelne Zellen oder kurze Zellketten frei im Wasser schwebender Algen, die in fast allen Wasseransammlungen vorkommen und sich gut kultivieren lassen. "Gegenüber ölhaltigen Agrarprodukten haben sie eine ganze Reihe von Vorteilen", erläutert Lercher. "Sie wachsen deutlich schneller als landbasierte Biomasse, sie haben einen hohen Anteil an Triglyceriden, und die Treibstoffgewinnung steht nicht wie im terrestrischen Anbau von Ölsaatpflanzen in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion."

Die bisherigen Ansätze zum Raffinieren von Öl aus Mikroalgen sind mit verschiedenen Nachteilen behaftet. Entweder hat der entstehende Treibstoff einen zu hohen Sauerstoffgehalt und schlechte Fließeigenschaften bei niedrigen Temperaturen oder man hat mit einem schwefelhaltigen Katalysator zu kämpfen, der das Produkt kontaminieren kann, wieder andere Katalysatoren arbeiten nicht effektiv genug.

Gesättigte Kohlenwasserstoffe im Dieselbereich

Die Münchner Wissenschafter schlagen nun einen neues Verfahren vor, für das sie einen neuartigen Katalysator entwickelt haben: Nickel auf und in einem porösen Träger aus Zeolith HBeta. Damit gelingt ihnen eine nahezu quantitative Umsetzung des rohen, nicht vorbehandelten Algenöls bei milden Bedingungen (260 Grad Celsius, 40 bar Wasserstoffdruck). Lercher: "Als Produkt entstehen gesättigte Kohlenwasserstoffe im Dieselbereich, die sich als hochwertige Kraftstoffe für Fahrzeuge eignen."

Das Öl der verwendeten Mikroalgen bestand hauptsächlich aus neutralen Lipiden, wie Mono-, Di- und Triglyceriden mit ungesättigten C-18-Fettsäuren als Hauptbestanteil (88 Prozent). Nach achtstündiger Reaktion erhielten die Forscher 78 % flüssiger Alkane mit Oktadekan (C18) als Hauptbestandteil. Als gasförmige Nebenprodukte fielen vor allem Propan und Methan an.

Eine Analyse des Reaktionswegs ergab eine Kaskadenreaktion. Zunächst werden die Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäureketten der Triglyceride mit Wasserstoff gesättigt, danach werden die nunmehr gesättigten Fettsäuren unter Wasserstoffaufnahme vom Glycerin-Baustein abgespalten, der dabei zu Propan regiert. Im letzten Schritt werden die Säuregruppen der Fettsäuren schrittweise zum entsprechenden Alkan reduziert. (red)