Wankender Riese. Von Miller (58) war nur einer von mehreren Denver Verteidigern, die „Big Ben" Roethlisbeger in Schwierigkeiten brachten.

Foto: Ben Hays/Denver Broncos

Während ein Sonntag für Tim Tebow erneut zum Freudentag des Herrn wurde...

Foto: Ben Hays/Denver Broncos

...war es für den Steelers Spielmacher der Tag des Schmerzes.

Foto: Ben Hays/Denver Broncos

Entscheidung in der Overtime. Der erste und einzige Spielzug in der Nachspielzeit brachte für Denver den Sieg. Demaryius Thomas hängte zunächst Ike Taylor...

Foto: Gabriel Christus/Denver Broncos

...und dann auch noch Ryan Mundy ab. Aus und vorbei. Denver spielt im Divisional Playoff bei den New England Patriots.

Foto: Ben Hays/Denver Broncos

Da war sie dann doch wieder, die Tebow-Magie. Andere sagen dazu: Job erledigt! Aber wenn ihn Tim Tebow erledigt, dann hat das etwas magisches, weil eigentlich traut man ihm das ja gar nicht zu. Denn er kann es ja nicht, oder? Also so richtig nicht... Der 8. Jänner 2012 hat die Footballfans weltweit jedenfalls nun wohl endgültig in zwei Lager geteilt. Vielleicht drei. Tebow-Liebhaber, Tebow-Hasser und jene, die noch nicht wissen, zu welcher Gruppe sie gehören werden. Aber eine Tebow-Teilnahmslosigkeit wurde zuletzt nicht mehr in freier Natur beobachtet. Sein Name ist zu Spitzenzeiten 9420 Tweets in der Sekunde groß.

Dabei nervte er mich zugegebener Weise zuletzt schon. Die Häme in meinem Umfeld war spürbar, als nach der Woche 17 klar wurde, dass Tebow erneut zu Gast in „meiner" Sendung sein wird. Nicht schon wieder er! Jedes Mal wenn auf PULS 4 Tebow-Time angesagt war, fuhr er den Karren zielsicher an die Wand. Überhaupt Denver! Sechs Mal auf PULS 4 gesehen, seither die NFL dort läuft - sechs Niederlagen waren es. Und das Ganze nach diesem unerträglichen Kansas City-Spiel nun in der Wildcard gegen angeschlagene, grantige Steelers. Wer will dieses hingerotzte 13:6 von Pittsburgh eigentlich sehen? Nun, es kam alles ganz anders.

Aufgeflogene Deckung

Der Sonntag wurde dann zum schwärzesten Tag in der Karriere von Dick LeBeau. Der Defense-Guru der Pittsburgh Steelers hat mit viel gerechnet, aber wohl nicht damit, dass die Broncos in der Lage sind, sein defensives Konzept über weite Strecken als völlig unbrauchbare Agenda aussehen zu lassen. Phasenweise mit nur einem Safety agierend, machte Denver das Backfield mit zwei, drei Routen auf. Underneath-Slant-Post/Fade. Vor allem, weil letztere mit nur einem S hinten zwangsläufig zu Big Plays führen, wenn sie ankommen. Es scheint, als hätte LeBeau Denver (Tebow) das einfach nicht zugetraut. Viel schlimmer war, dass es lange Zeit keine richtigen Adjustments gab, als sich bereits deutlich abzeichnete, was hier gespielt wird. Zur Freude von John Fox, dessen Plan damit aufging.

„Es reicht ja, wenn der Bub seinen Zauberstab einmal für fünf Sekunden wieder findet und deine Saison damit beendet.", schrieb ich in der Vorwoche. Es waren eben keine fünf Sekunden, sondern eine Reihe von „Fünf-Sekunden-Momenten", in denen der „Steel Curtain" durchlöchert wurde. Ike Taylor und James Harrison fielen erst mit Fouls auf, gemeinsam mit Ryan Mundy und Troy Polamalu wirkte die Truppe dem Treiben des Gegners ausgeliefert. Die Folge waren 20 unbeantwortete Punkte im zweiten Viertel.

Kurz und schmerzlos

Das zweite Problem der Steelers war ihre Offense. Ein Humpelsberger mit einem Neuling als Center, schleppte sich tapfer über das Feld und Isaac Redman ersetzte Rashard Mendenhall sehr anständig. Es klickte am Ende dann doch noch. Pittsburgh ließ in Hälfte zwei nur mehr ein Fieldgoal zu, glich aus und hatte sogar noch die Chance, das Spiel in der regulären Spielzeit zu beenden. Der Atem von Roethlisberger langte aber für keinen weiteren Scoring-Drive. Denvers Picadores setzten ihm den ganzen Abend lang zu. Ein wankender Stier in der Arena wartete dann mit Blut gefüllten Lungen auf den Auftritt des Matadors. Und der machte es kurz und schmerzlos. Elf Sekunden dauerte der Todeskampf; die Wunde, die Tebow mit dem Pass auf Demaryius Thomas schlug, klaffte 80 Yards tief. Nebensächliche Rekorde. Denver fährt nach Foxboro, Pittsburgh in die Unfallchirurgie.

Auch wenn man Montagmorgen weniger als üblich davon bemerkte, fanden natürlich auch drei weitere Wildcardspiele im Schatten der Tebowmania statt.

Heiligenbonus

Im designierten Spitzenspiel der Runde hielt Detroit lange Zeit, was man sich davor versprach und führte zur Halbzeit gegen New Orleans knapp. Die Lions Defense knöpfte Drew Brees dabei zwei Mal den Ball ab, wobei beim ersten Fumble von Brees die Saints auch noch viel Glück hatten, dass der Spielzug zunächst als Incomplete Pass gewertet und damit abgepfiffen wurde. Hätten die Referees das Spiel weiter laufen lassen, wäre Detroit mit einer Führung von zwei Possessions in die Pause gegangen. Auch ein zweiter Call der Offiziellen - ein 1st Down der Saints in der eigenen Redzone, wo gut und gerne ein halbes Yard fehlte (und Detroit keine Challenge Flag warf) - roch ein wenig nach Heiligenbonus. Wie auch immer beendete New Orleans in Hälfte zwei seine ersten fünf Drives formidabel mit ebenso vielen Touchdowns. Detroit konnte nur noch zwei mal nachlegen und unterlag in ihrem ersten Playoffspiel seit 1999 am Ende noch deutlich mit 28:45.

Das Duell der beiden Rookie-Quarterbacks T.J. Yates (Houston) und Andy Dalton (Cincinnati) entschied Arian Foster für sich. Der Runningback der Texans erzielte 182 offensive Yards und zwei Touchdowns im ersten Playoffspiel der Klubgeschichte Houstons. Andy Dalton wurde bei seinen Versuchen, das Schicksal noch abzuwenden, drei Mal gepickt.

Einen weitgehend peinlichen Auftritt legten die Atlanta Falcons in New Jersey hin. Das Flaggschiff der Mittelmäßigkeit erzielte gegen die New York Giants keine offensiven Punkte, zeigte dafür die vorhersehbarsten Turnover On Downs der Playoff-Historie. Nachdem man schon im zweiten Viertel mit dem nicht gerade durchschlagskräftigen QB Matt Ryan im vierten Versuch in eine blaue Wand lief, versuchte man es im dritten mit einem Empty Backfield gleich noch mal. Schaut her, hier schicken wir euch Mighty Matt! Was sich Headcoach Mike Smith dabei wohl gedacht haben mag? Viel kann es nicht gewesen sein. Die Giants siegten 24:2, die beiden Punkte der Falcons machte Eli Manning mit einem Penalty in der Endzone (Grounding). Wenn ich mir was wünschen dürfte für die kommende Saison, dann wäre es wieder mal ein Playoff ohne dem Geflügel aus Georgia. Die Falcons schauen in der Post Season dann immer wie zufällig vorbei gekommene Partygäste aus, die man nicht eingeladen hatte, weil sie bekannte Langweiler sind. Das muss ja nicht sein. In den letzten drei Playoff-Auftritten unterlag Atlanta jeweils in Runde 1 Arizona (2008), Green Bay (2010) bzw. dieses mal den NY Giants. Come on, Carolina - dieses Atlanta sollte Newton in der nächsten Saison hinter die Seinen lassen.

NFL Wildcard Runde

Houston Texans vs. Cincinnati Bengals 31:10
(7:7/10:3/7:0/7:0)
New Orleans Saints vs. Detroit Lions 45:28
(0:7/10:7/14:7/21:7)
New York Giants vs. Atlanta Falcons 24:2
(0:0/7:2/10:0/7:0)
Denver Broncos vs. Pittsburgh Steelers 29:23 (OT)
(0:6/20:0/0:7/3:10/OT 6:0)

Division Champions unter sich

Mit den Ergebnissen sind die acht Divisionssieger unter sich. Die vier Matchups ließen sich, liest man sich durch US-Sportseiten, grob in zwei voraussichtlich spannende Begegnungen (NFC) und in zwei mit (einem klaren) Favoriten (AFC) einteilen. Das bedeutet auch: man ist nicht lernfähig.

Der gröbste Außenseiter ist wieder einmal Denver. Die Broncos müssen zu den Patriots (SA 14.1. 02:00 ESPN America) und klarer Weise verlieren sie dort. Das haben sie schließlich auch in der Regular Season zu Hause getan. New England wird 40 oder mehr Punkte machen und das ist es dann auch. Hoffentlich hat man das auch Elvis Dumervil, Von Miller und Co gesagt, damit sie rechtzeitig zur Seite gehen, damit kein Unglück passiert. Man könnte ja zusammenstoßen und das tut dann weh. Und Tebow muss natürlich auch wieder den Tebow von der ersten Begegnung spielen - Halt! - da machte er ja fast 300 Yards und zwei TDs... Also er muss so spielen wie gegen Buffalo oder Kansas City. Kaum ein Boden ist fruchtbarer für eine weitere Überraschung, als jener mit der vorab gemähten Wiese.

Im sonntäglichen Vorprogramm (19:00 ESPN America) empfängt die Baltimore Defense die Houston Defense, um zu schauen, wer die dichteren Schoten hat. Beide Mannschaften werden wohl über den Lauf versuchen zum Erfolg zu kommen. Ray Rice und Arian Foster könnten Zwillingsbrüder sein. Rice ein wenig kleiner, aber von ähnlicher Statur, die Yards per Carry beider bei 4.x und das Duo fängt auch gerne Bälle (76 Rice, 53 Foster). Im Vergleich der beiden Quarterbacks ist der Rookie Yates mit seinen fünf Starts dem sehr hintergründigen Flacco (57.6% Completion Rate #25, 80.9 Passer Rating #18) jetzt schon vorzuziehen. An den beiden Spielmachern wird es aber vermutlich nicht liegen, sondern wie erwähnt an den Defenses, vor allem jene gegen den Lauf. Und da kann man Baltimore leicht im Vorteil sehen, wenn man das möchte.

AFC Divisional Playoff

SO 15.1 19:00 ESPN America
Baltimore Ravens (#2) vs. Houston Texans (#3)
SA 14.1. 02:00 ESPN America
New England Patriots (#1) vs. Denver Broncos (#4)

Mehr Action erwartet man sich in den zwei Divisional-Spielen der NFC. Am Samstag gastieren die Saints bei den 49ers und damit die beste Offense der Regular Season gegen die #4-Defense der Liga. Stärke vs. Stärke bzw. Schwachpunkt vs. Schwachpunkt. San Francisco ist eine Turnonver-Maschine, New Orleans ein Touchdown-Kraftwerk. Auf der jeweils anderen Seite haben beide so ihre Probleme. Die Saints stehen mit ihrer Defense nur an der 24. Stelle der abgelaufenen Saison und auch im ersten Playoffspiel ließen sie viele Yards und Punkte zu. Yards, die San Francisco allerdings in aller Regel nie macht. Weniger als die Niners haben nur die Totalschäden von Jacksonville, Indianapolis, St. Louis und Cleveland produziert. Man könnte aber sagen: mehr als Seattle bitte und gleich viele wie Kansas City. Bei den Punkten sieht es dann deutlich besser aus (~24 im Schnitt #11).

Es wird daher eine enge Kiste, so sagt man. Nur wer glaubt (jetzt mal ehrlich), dass San Francisco dieses Spiel mit hoch gerechneten 19 Punkten gegen New Orleans gewinnen kann? Außer Jim Harbaugh vielleicht. Und Jim hat bekanntlich immer Recht.

Im letzten Divisional-Playoff gastieren die New York Giants beim Titelverteidiger in Green Bay. Einige Packers Starter pausieren seit Weihnachten bereits, was Leuten wie Matt Flynn die Gelegenheit gab, ein Update bei den Klubrekorden einzuspielen. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine neue Situation für die Packers, wo sie keine Pause hatten und alles on the road erledigen mussten. Das kennen auch die Giants, die sich 2007 auswärts bis nach Glendale kämpften, um den Patriots die 1 zur 18 zu überreichen. Am Weg dorthin eliminierte man übrigens die Packers am Lambeau Field.

Die Giants fahren mit drei Siegen in Folge im Gepäck nach Wisconsin und diese kamen nicht gegen die aller schwächsten Gegner. Jets, Cowboys und Falcons mögen zwar nicht den Top 10 angehören, aber doch dem Mittelfeld der NFL, welches die Giants damit recht eindrucksvoll überbrückt haben, betrachtet man, dass sie gerade 28 Punkte mit ihrer Defense in den drei Spielen zugelassen haben.

Eine offene Rechnung gibt es dazu. Die Packers gewannen das Spiel der Regular Season im Met Life mit 38:35.

Gute Voraussetzungen also für einen spannenden Abschluss des vorvorletzten NFL-Wochenendes 2011/2012. Das Spiel wird u.a. Live auf PULS 4 (Sendung ab 22:05 Uhr mit Studiogästen) zu sehen sein.

NFC Divisonal Playoff

SA 14.1. 22:30 ESPN America
San Francisco 49ers (#2) vs. New Orleans Saints (#3)
SO 15.1. 22:30 PULS 4 / ESPN America
Green Bay Packers (#1) vs. New York Giants (#4)