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Microsoft-Chef Steve Ballmer auf der CES

Foto: Reuters

Wenn man Microsoft-Chef Steve Ballmer eine Eigenschaft nicht zuschreiben kann, dann ist es wohl "Coolness". So sollen ihm Anfang der 90er-Jahre beim Brüllen von "Windows" auf einer Verkaufsveranstaltung die Stimmbänder gerissen sein. Ein hysterischer Auftritt vor einigen Jahren, bei dem er schwitzend und umherhüpfend in einem fort "Developers" skandierte, brachte ihm schließlich den Spitznamen "Monkey Boy" ein. Doch damit soll es nun vorbei sein, ist man jedenfalls bei der Bloomberg Businessweek überzeugt.

Konzern neu "gebootet"

Ballmer habe Microsoft neu "gebootet" mit cooleren Technologien, mehr Energie und mehr Profit als zur Zeit von Microsoft-Gründer und Ballmer-Vorgänger Bill Gates. Laut Ballmer wird "der neue Typ" dabei leider nie so gesehen wie der "visionäre Gründer, egal wie sehr sie sich bemühen". Ein Vorwurf, der nicht nur ihm gemacht wird, sondern auch Neo-Apple-Chef Tim Cook, der nach Steve Jobs' Tod nun den Konzern leitet.

"Ein Irrer"

Die Einschätzungen der Person Ballmers durch Kollegen und Mitbewerber gehen dabei durchaus auseinander. Sun-Mitgründer Bill Joy behauptete einmal, dass Bill Gates zwar übertrieben, aber Ballmer ein "Irrer" sei. Laut Reed Hastings, Chef von Netflix und Aufsichtsratsmitglied bei Microsoft, ist Ballmer hingegen "die ehrlichste und selbstkritischste Person ", die er je getroffen habe. Der Konzern sei ihm wichtiger als er selbst, was eine wichtige Eigenschaft für Führungspersonen sei.

Reset 2012

Im Lauf des Gesprächs, das Businessweek-Autor Ashlee Vance mit dem Microsoft-Chef in einem Steakhouse geführt hat, reflektiert Ballmer auch, was das Unternehmen hätte besser machen können. Steve Jobs kritisierte gegenüber seinem Biografen, dass Verkaufsleute wie Ballmer einen produktorientierten Konzern ruinieren und sich wohl nichts ändern werde, solange Ballmer am Ruder sei. Hier will Ballmer nun das Gegenteil beweisen. Für 2012 verspricht er einen "Reset". So bringt Windows 8 wohl die bislang größte Veränderung des Betriebssystems. Und auch am Smartphone-Markt hat das Unternehmen mit Windows Phone 7 einen kompletten Neustart gewagt. Wenn er noch einmal neu beginnen könnte, würde er sich mehr persönlich der Entwicklung neuer Produkte widmen, anstatt seine Idee einfach nur den Mitarbeitern weiterzugeben.

Ganz ist der "Monkey Boy" allerdings nicht verschwunden. Auch auf der CES 2012 erinnert er an die Bedeutung des Ökosystems für eine Plattform mit dem inzwischen berühmten Ausruf "Developers, Developers, Developers!". Doch dieses Mal fiel sein Mantra deutlich ruhiger und kürzer aus. (red)