Etwa 5 Prozent der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch werden zwar leicht schwanger, verlieren aber ihre Schwangerschaften innerhalb der ersten drei bis vier Monate im Rahmen von Fehlgeburten. Man spricht hier von rezidivierenden oder habituellen Spontanaborten. Auch nach umfangreicher Diagnostik findet sich bei vielen dieser Patientinnen keine Ursache für dieses körperliche und auch seelisch meist äußerst belastende Problem. Der Gruppe um Professor Christian Thaler vom Hormon- und Kinderwunschzentrum am Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, ist es jetzt offenbar gelungen, eine Ursache für gehäufte Fehlgeburten zu identifizieren.

Wie die online Ausgabe von Fertility and Sterility, dem Journal der amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, berichtet, konnten bei 17 Prozent der Frauen mit zwei oder mehr aufeinander folgenden Fehlgeburten Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Oberflächeneigenschaften (Antigene) der Plazenta (Trophoblast) gefunden werden. Bei Frauen mit drei oder mehr Fehlgeburten waren diese Antikörper sogar in 34 Prozent nachweisbar. Nina Rogenhofer, Funktionsoberärztin am Hormon- und Kinderwunschzentrum in Großhadern und Erstautorin dieses Artikels sagt: „Wir glauben, dass durch diese Antikörper das für die Schwangerschaft unerlässliche Mutterkuchen-Gewebe quasi als ´Fremdkörper´ abgestoßen wird, wodurch die Schwangerschaft dann keine Chance hat sich weiter zu entwickeln." Tatsächlich ist der Mutterkuchen für den Transport von Nährstoffen und von Sauerstoff zum Kind unerlässlich, so Rogenhofer, die in Großhadern eine Spezialsprechstunde für Frauen mit gehäuften Fehlgeburten leitet.

Gepoolte Antikörper

Möglicherweise ergeben sich aus den neuen Arbeiten bereits therapeutische Ansätze: „Nach neuesten Untersuchungen im Uniklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München in Großhadern lassen sich die Antikörper durch ein relativ gebräuchliches Medikament unterdrücken: „Wir konnten zeigen, dass Infusionen mit gepoolten Antikörpern gesunder Plasmaspender die pathologische Abstoßungsreaktion gegen Mutterkuchenantigene neutralisieren können", berichtet Rogenhofer von Ergebnissen ihrer aktuellen Forschung. Diese Therapie ist bereits bei anderen immunologischen Erkrankungen erprobt und offenbar sehr nebenwirkungsarm. „Wir hoffen, dass sich hier ein therapeutischer Ansatz für die schwer belasteten Patientinnen mit gehäuften Fehlgeburten ergibt", so Rogenhofer. (red)