Wien - Am Montag beginnen die diesjährigen Gehaltsverhandlungen für die rund 80.000 Beschäftigten in den heimischen Kreditinstituten und Finanzhäusern. Den Auftakt machen die Gewerkschafter mit einer Betriebsrätekonferenz am Montag. Am Dienstag startet die Gehaltsrunde mit den Arbeitgebern. Gefordert wird ein "kräftige Reallohnerhöhung", nicht bloß eine Inflationsabgeltung, wie die Arbeitnehmervertreter deponierten. Nach dem ersten Verhandlungstermin am 17. Jänner sind bisher zwei weitere Termine - 31. Jänner und 28. Februar - angesetzt. Die Gewerkschaft hofft aber auf einen zügigen Abschluss.

Das Umfeld ist freilich wieder undankbar. In einigen Großbanken - Bank Austria, ÖVAG, BAWAG oder Hypo Alpe Adria - werden Sparprogramme oder drastische Sanierungskurse gefahren, die hunderte Jobs kosten. Um strenge Kapitalvorschriften zu schaffen, wollen die Banker aktuell Gewinne einbehalten, sofern überhaupt Gewinne anfallen.

"Dass diese Argumente kommen ist klar. Wir haben unsere Lektion gelernt, lassen uns davon zusehends weniger beeindrucken", meinten am Donnerstagabend GPA-djp-Vizechef Karl Proyer und Arbeitnehmer-Chefverhandler Bank Austria Betriebsratschef Wolfgang Heinzl vor Journalisten. Freilich sei der Druck durch Vorgaben von Konzernen spürbar. Laut Proyer hat es sich in Österreich jedoch bewährt, "der ganzen Krisenlobby nicht auf den Leim zu gehen".

Angestellte sollen nicht für Managementfehler zahlen

Und schließlich seien es schon von Krisenbeginn an die Mitarbeiter gewesen, die die Kunden bei der Stange gehalten hätten, fügte Heinzl hinzu. Mit Blick auf die momentan riesigen Abschreibungen auf teuer eingekaufte Ostbeteiligungen meinte der Gewerkschafter Proyer, dass nicht die Angestellten für Managementfehler zur Kasse gebeten werden dürften. Im übrigen seien die Ergebnisse aus dem operativen Kerngeschäft in Österreich durchaus okay, betonte GPA-djp-Wirtschaftsbereichs-Sekretärin Helga Fichtinger. Die Gewerkschafter werfen namentlich bei den zwei börsenotierten Großbanken Raiffeisen Bank International und Erste Group neben den dortigen hohen Managergagen auch die bisher "sehr großzügigen Ausschüttungen" in die Waagschale.

Unter einer "kräftigen nettorealen" Gehaltserhöhung versteht die Gewerkschaft einen Abschluss deutlich über der aufrechten Inflationsprognose für 2011 von 3,3 Prozent. Eine aktuelle Forderung wird nach außen hin nicht nicht beziffert. Der neue Banken-KV gilt ab 1. April.

Die letzten Banker-Abschlüsse lagen im Schnitt bei 2,3 Prozent (für 2011), 0,75 Prozent plus 15 Euro Fixbetrag (2010), 3,7 Prozent (2009), 3,3 Prozent (plus 0,2 Prozent Pensionskassenbeiträge, 2008) oder 2,55 Prozent (2007). Wie schon in der Vergangenheit und bei anderen Kollektivverträgen will die Gewerkschaft stärkere Anhebungen bei Geringverdienern.

Die KV-Runde für die Versicherungsangestellten beginnt am 2. Februar. (APA)