Wien - Der Poker um Österreichs Glücksspiellizenzen geht in die nächste Runde. Bis heute, Freitag, können sich Interessenten für das sogenannte Stadtpaket, das sechs Casinokonzessionen beinhaltet, bewerben. Fix im Rennen sind die Casinos Austria, die bisherige Monopolistin. Auch der niederösterreichische Automatenkonzern Novomatic hat Interesse bekundet. Das zuständige Finanzstaatssekretariat wird die Anzahl der Bewerbungen erst nächste Woche bekanntgeben, es gelte das Poststempeldatum.

Zur Disposition stehen nun sechs Spielbanklizenzen für die Wiener Innenstadt, Bregenz, Innsbruck, Graz, Linz sowie die Stadt Salzburg inklusive sieben angrenzende Gemeinden. Wie bei der bereits vergebenen Lotteriekonzession wird ein Beirat unter der Leitung von Wolfgang Nolz, Sektionschef im Finanzministerium, die Bewerbungen prüfen und dann dem Ministerium eine Empfehlung abgeben. Wann die Entscheidung über den Zuschlag gefällt wird, hänge auch von der Anzahl der Interessenten ab, hieß es aus dem Staatssekretariat.

Die besten Chancen für das Stadtpaket werden den Casinos Austria eingeräumt, die bisher alle 12 Casinos in Österreich betreiben. Ihre sechs Konzessionen für die Landeshauptstädte laufen Ende 2012 aus. "Ja, wir haben uns beworben", bestätigte Konzernsprecher Martin Himmelbauer am Freitag. Ob die Casinos Austria, sollten sie den Zuschlag bekommen, an ihren bisherigen Standorten festhalten oder beispielsweise in der Wiener City von der Kärntner Straße in den Kursalon Hübner ziehen, wie dies öfter kolportiert wurde, wollte er nicht beantworten. "Wir befinden uns in einem Wettbewerb und wollen uns nicht in die Karten schauen lassen." Auch Novomatic hielt sich dazu bedeckt: "Über Details können wir wegen des laufenden Verfahrens keine Auskunft geben", hieß es lediglich.

Gauselmann-Gruppe ist raus

Nicht beworben hat sich hingegen für das Stadtpaket die deutsche Gauselmann-Gruppe, die ja gemeinsam mit Frank Stronach im niederösterreichischen Ebreichsdorf ein Casino aufmachen will. Dort befindet sich auch Stronachs Pferderennpark Magna Racino; das Glücksspielgeschäft soll über die im Vorjahr gegründete Merkur Entertainment AG laufen. "Insofern ist das Landpaket für uns interessant", sagte ein Gauselmann-Sprecher. Auch die Ausschreibung für die Einzelkonzessionen werde man sich ansehen. Allein könnten der deutsche Automatenkönig Paul Gauselmann und der austro-kanadische Unternehmer Stronach aber gar kein Casino betreiben, müssen Bewerber doch umfangreiche Spielbankerfahrung mitbringen. "Dann würde ein entsprechender Referenzpartner dazustoßen", bestätigte der deutsche Konzern.

Neben dem "Stadtpaket" vergibt das Finanzministerium auch noch Konzessionen für sechs Casinos am Land. Das sogenannte Landpaket beinhaltet einen Standort in Kärnten, zwei in Tirol (außerhalb Innsbrucks), je einen in Vorarlberg (außerhalb von Bregenz) sowie im Land Salzburg sowie einen in den niederösterreichischen Bezirken Baden und Mödling. Die Bewerbungsfrist für das Paket endet am 16. Mai. Darüber hinaus werden drei Einzelkonzessionen - zwei für Wien und eine für Niederösterreich - sowie eine Pokerkonzession vergeben, womit es in Hinkunft 15 statt 12 Spielbanken sowie einen Pokersalon geben wird. Die Casinos Austria rittern um sämtliche Konzessionen, wie sie heute bekräftigten. Bisher wurden die Glücksspiellizenzen stets freihändig an den Konzern vergeben, ein EuGH-Urteil aus dem Jahr 2010 macht nun erstmals eine EU-weite Ausschreibung notwendig. Kritikern zufolge wurde die Interessentensuche aber auf die Casinos Austria zugeschnitten. Aus dem Ausland wird vor allem den Swiss Casinos ernsthaftes Interesse an österreichischen Spielbanken nachgesagt. (APA)