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Dieser Screenshot aus einem am Donnerstag veröffentlichten Video soll einen brennenden Panzer der syrischen Armee in Homs zeigen.

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Begräbnis von Sadeq Mudiaha in Homs. Der Regimegegner soll bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften ums Leben gekommen sein.

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Istanbul - Der syrische Übergangsrat und die Armee der Deserteure wollen künftig Hand in Hand arbeiten, um das Regime von Präsident Bashar al-Assad zu stürzen. Dabei setzen sie vor allem auf Strategien, um weitere Soldaten zur Fahnenflucht zu bewegen. Der Syrische Nationalrat (SNC) teilte am Freitag mit, sein Vorsitzender Burhan Ghalioun habe am Donnerstag den Kommandanten der sogenannten Freien Syrischen Armee, Oberst Riad al-Asaad, getroffen, der seine Truppe von der Türkei aus befehligt.

Die Organisatoren der seit März andauernden Massenproteste in Syrien haben für diesen Freitag zu Kundgebungen unter dem Motto "Unterstützt die Freie Syrische Armee" aufgerufen.

Mehr als ein Jahr für Assads Sturz

Die syrischen Rebellen könnten für den Sturz von Assad nach Einschätzung eines desertierten Generals mehr als ein Jahr benötigen. Zwar seien bereits bis zu 20.000 Soldaten desertiert, sagte Mostafa Ahmad al-Sheikh der Nachrichtenagentur Reuters. Doch Assad werde in der Armee von der Volksgruppe der Alawiten gestützt, die gut ausgebildet und ausgerüstet seien. Deswegen werde der Aufstand wohl länger als in Libyen, Ägypten und Tunesien dauern. Zwar schwächten die Fahnenflüchtigen die Streitkräfte. Die meisten Deserteure kämpften aber nicht gegen Assads Truppen, sondern wollten vor allem der Geheimpolizei entkommen, sagte Al-Sheikh in einem Telefoninterview von der türkischen Provinz Idlib aus.

Nach Schätzung des früheren Generals verfügen die syrischen Streitkräfte über 280.000 Soldaten, darunter Rekruten. 25.000 bis 30.000 kämpfende Deserteure mit leichten Waffen und Panzerfäusten reichten aus, um die Armee in ein bis eineinhalb Jahren zu besiegen. Obwohl die Soldaten streng beaufsichtigt würden und ihre Familien bei Fahnenflucht mit Repressalien rechnen müssten, gebe es immer wieder Deserteure, sagte Al-Sheikh. Die meisten von ihnen seien Angehörige der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit. Assad ist Alawit.

Tod eines französischen Journalisten

Unterdessen hat der Fernsehsender France Télévisions nach dem Tod des französischen Journalisten Gilles Jacquier in Syrien die Rolle der Armee bei dem Angriff in Frage gestellt. "Es gibt beunruhigende Dinge", sagte Informationsdirektor Thierry Thuillier am Freitag der Nachrichtenagentur AFP zum Verhalten der Soldaten, die die Journalisten begleiteten. Die Staatsanwaltschaft Paris nahm Vorermittlungen wegen eines möglichen Tötungsdelikts auf.

Die Soldaten hätten die Gruppe der Journalisten, die zusammen mit Jacquier in der syrischen Stadt Homs recherchierte, zunächst eskortiert, berichtete Thuillier. Doch als die ersten Granaten fielen, hätten sich plötzlich alle Bewacher zurückgezogen und die Reporter inmitten von Zivilisten alleingelassen. Die regierungsfreundlichen Demonstranten, die die Journalisten interviewten, hätten die Reporter jedes Mal geradewegs zu den Stellen gebracht, wo die Granaten einschlugen. "Warum ist das passiert?", fragte Thuillier.

Die Leiche des 43-Jährigen Jacquier, der seit Jahren als Kriegsreporter arbeitete, sollte am Freitag in Frankreich untersucht werden. Jacquier war am Mittwoch als erster ausländischer Journalist seit Beginn des Aufstands in Syrien vor zehn Monaten getötet worden.

Tote nach Freitagsgebet

In Syrien hat es nach dem Freitagsgebet erneut blutige Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen gegeben. Wie Aktivisten der Nachrichtenagentur dpa im Libanon sagten, wurde in mehreren Protesthochburgen von Sicherheitskräften das Feuer auf Demonstrationen eröffnet. Dabei kamen den Angaben nach in den Provinzen Homs und Hama mindestens sieben Menschen ums Leben.

Frankreichs Justiz hat unterdessen eine Autopsie der am Donnerstag aus Syrien in Paris eingetroffenen Leiche des Journalisten Gilles Jacquier angeordnet und Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung aufgenommen. Der Franzose war am Mittwoch bei einem Mörserangriff in Homs getötet worden, als er in Begleitung staatlicher Aufpasser ein Viertel von Anhängern des Präsidenten Bashar al-Assad besucht hatte.

Die syrischen Behörden machten "bewaffnete Terroristen" für den Angriff verantwortlich. Die Oppositionsbewegung versicherte, dass der Journalist nicht bei einem Angriff von Deserteuren aus der syrischen Armee ums Leben gekommen sei.

Die Proteste gegen Assad begannen im März 2011 friedlich, schlugen dann aber in Kämpfe zwischen den Streitkräften und Oppositionellen um. Assad macht vom Ausland gesteuerte Islamisten für die Gewalt verantwortlich. Die Arabische Liga warnte zuletzt vor einem Bürgerkrieg. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in dem Konflikt mehr als 5000 Menschen getötet worden. (APA)