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AVL-Chef und "Motorenpapst" Helmut List denkt nicht an Ruhestand.

Foto: APA/Markus Leodolter

Graz - Der weltweit aktive Grazer Motorenentwickler AVL hat im abgelaufenen Geschäftsjahr die Bilanz-Delle des Jahres 2009 mehr als ausgeglichen: 2011 wurde mit rund 830 Mio. Euro (nach 650 Mio. Euro 2010) wieder ein beträchtlicher Zuwachs - fast 28 Prozent - verzeichnet. Vor dem Durchschlagen der Krise, im Jahr 2008, waren es 740 Millionen Euro gewesen. Auch der Belegschaftsstand erreichte mit weltweit 5.250 (4.570) Mitarbeitern in 45 Tochtergesellschaften einen neuen Höchststand. Die Basis des Erfolgs sei "ein Wachsen in Harmonie mit dem Markt", eine klare Strategie sowie auch ein richtiges Umgehen mit der Krise, als 95 Prozent aller Mitarbeiter temporär einen Gehaltsverzicht in Kauf nahmen. An einen Rückzug aus dem Unternehmen denkt der 70-Jährige "überhaupt nicht".

Bei AVL setzte man auf zwei Schienen, nämlich Verbrennungsmotoren und E-Antrieb, wobei auch alle Kombinationsmöglichkeiten dazwischen genau verfolgt werden, nämlich Elektroantrieb mit und ohne Range Extender (Zusatzmotor zur Verlängerung der Reichweite), den Leicht- und den Vollhybrid (Mischung von Elektro- und anderem Antrieb). "Zwischen allen diesen Elementen kann man ganz stark variieren", so List am Freitag bei einer der seltenen Gelegenheiten, bei denen er sich der Presse stellte. Aus den weltweit verbreiteten Tech Centers der AVL fließen laut List Erkenntnisse und Grundlagen ins Headquarter in Graz: "Vernetzung ist der Schlüssel", was für die einzelnen List-Objekte in Graz genauso gelte wie für globalen Aktivitäten. In der sogenannten "offenen modularen Entwicklungsplattform" könne der gesamte Prozess von der ersten virtuellen Phase bis zum Einsatz auf der Straße durchlaufen werden.

Motorenentwicklung geht weiter

Ein Beispiel für Eigenentwicklungen sei jenes, als AVL einen Mini von der Straße gekauft und in ein E-Fahrzeug mit Range-Extender umgebaut habe, um gute Reichweiten zu erzielen. In diesem Falle habe man einen runddrehenden Wankelmotor mit einem ebenfalls runddrehenden Generator zusammengespannt. Diese Lösung sei viel vibrationsfreier als herkömmliche Range Extender-Lösungen. "Zum Range Extender leisten wir heute entscheidende Beiträge", so List. Auch bei Verbrennungsmotoren liege "die Grenze der Physik nicht dort, wo sie heute ist". Derzeit könne man beim Diesel 32 Prozent Wirkungsgrad erreichen, 50 Prozent müssten realisierbar sein.

Ein Rückzug aus dem Unternehmen sei für ihn kein Thema: "Es macht mir viel Spaß, ich kann noch einiges beitragen. Mein Interesse ist es, eine starke Führungsmannschaft zu haben. Ich will, dass das Unternehmen auf jeden Fall seine Eigenständigkeit bewahrt und im Eigentum der Familie bleibt". Dafür seien Vorkehrungen getroffen. Der Firmensitz mitten im Grazer Bezirk Lend bleibt auch, wo er ist: "Ein neues Headquarter ist das wenigste, woran ich denke." (APA)