Zürich - Die vom Rücktritt ihres Präsidenten erschütterte Schweizerische Nationalbank (SNB) hat mit einem Milliardengewinn ihren Kritikern Wind aus den Segeln genommen. Die SNB erzielte nach vorläufigen Angaben vom Freitag 2011 einen Gewinn von mindestens 13 Mrd. Franken (10,7 Mrd. Euro) nach einem Verlust von 21 Mrd. Franken im Jahr davor. Bund und Kantone können mit einer Gewinnausschüttung von insgesamt einer Milliarde Franken rechnen.

Ob Bund und Kantone Geld von der SNB erhalten würden, war noch im November ungewiss. Die Schweizer Währungshüter hatten sich im Kampf gegen die von der Euro-Schuldenkrise ausgelöste Frankenaufwertung verausgabt, ohne diese verhindern zu können. Sie kauften seit 2010 Euro in Milliardenbeträgen. Aber mit jedem Tag, an dem der Euro zum Franken weiter sank, waren die von der SNB aufgehäuften ausländischen Währungen in Franken gerechnet weniger wert. Im ersten Halbjahr 2011 hatte die SNB noch einen Verlust von knapp elf Mrd. Franken in ihren Büchern.

Wäre die Gewinnabführung der SNB wegen der Verluste ganz ausgefallen, hätten auch die Schweizer Bürger die Folgen der Euro-Schuldenkrise direkt in ihrem Geldbeutel zu spüren bekommen. Einzelne Kantone wären zu Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen gezwungen gewesen. Damals begann die national-konservative Schweizerische Volkspartei (SVP) den Rücktritt von SNB-Präsident Philipp Hildebrand zu fordern.

SVP-Vordenker Christoph Blocher warf der SNB und ihrem Präsidenten Verschleuderung von Volksvermögen vor. Um den Staatskassen einen Schock zu ersparen, schüttete die SNB für 2010 dann trotz des Rekordverlustes noch 2,5 Mrd. Franken aus. Sie musste dafür aber ihre Reserven angreifen, die nun wieder gefüllt werden müssen.

Erst mit dem unter Hildebrands Ägide eingeführten Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken im September konnte die SNB die Lage entschärfen und die Verluste auf ihren Devisenbeständen abbauen. Auch die unter dem hohen Frankenkurs stöhnende Schweizer Wirtschaft erhielt mehr Spielraum, da sich die Exporte nicht mehr weiter verteuerten. Einige Wochen vor der Einführung des Mindestkurses kaufte die Frau des Notenbank-Präsidenten Dollar für 400.000 Franken, die sie im Oktober mit Gewinn wieder verkaufte. Da Anzeichen darauf hindeuteten, dass Hildebrand von den Devisengeschäften seiner Frau wusste, gab er am Montag sein Amt auf und sein Stellvertreter Thomas Jordan trat als Interims-Präsident an seine Stelle.

Dass die SNB 2011 einen Gewinn schaffte und auch die öffentlichen Hände wenn auch reduziert bedienen kann, stärke die Position der Notenbank, sagte der Devisenanalyst Tony Nyman von Informa Global Markets. Zweifel, dass die SNB das Eurokursziel nicht mehr durchsetzen könnte, da ihr der innenpolitische Rückhalt fehlen könnte, seien weitgehend zerstreut. Jordan stehe ohnehin für eine reibungslosen Übergang an der Spitze der SNB. Gut für die Ergebnisse der SNB waren auch immer die gut 1.000 Tonnen Gold in ihren Tresoren. Der seit Jahren steigende Goldpreis verhinderte 2010 einen noch größeren Verlust und führte 2011 wie schon im Jahr davor zu einem Gewinn von rund fünf Mrd. Franken. (APA)