Liberia ist die älteste Republik Afrikas. Sie wurde 1847 von freigelassenen amerikanischen Sklaven ausgerufen. Seit etwas mehr als zwei Jahrzehnten wird das Land am westafrikanischen Golf von Guinea von Willkürherrschaft und Bürgerkrieg geplagt. Rund drei Millionen Menschen leben in Liberia, das mit knapp 98.000 Quadratkilometern etwas kleiner ist als Ostdeutschland. Im Großraum der Hauptstadt Monrovia wohnen mehr als 400.000 Menschen. Eine der wichtigsten Einnahmequelle des Landes ist der Export von Tropenholz. Durch den Verkauf seiner "Billig"-Flagge verfügt Liberia über die zweitgrößte Schiffsflotte der Welt.

Fünf Prozent der Bevölkerung sind Nachfahren der eingewanderten Sklaven (Americo-Liberianer), die bis 1980 den Ton angaben. Dann putschte sich Samuel Doe mit Hilfe des Militärs an die Macht. Korruption und Menschenrechtsverletzungen führten Ende der 80er zu einem blutigen, sieben Jahre andauernden Bürgerkrieg, an dem auch der heutige Präsident Charles Taylor und seine Nationalpatriotische Front (NPFL) beteiligt waren.

Wirtschaftswunder

Auf der Berliner Konferenz 1895 mussten Teile des Landes an Frankreich abgegeben werden. Die heutigen Grenzen des Landes wurden in Berlin bestimmt. 1926 wurde den US-Firmen Firestone und Goodrich ein Teil des Staatsgebietes für Gummiplantagen für 99 Jahre überlassen. 1960 begann ein "Wirtschaftswunder" in Liberia, nachdem reiche Erz- und Diamantenvorkommen entdeckt worden waren, die von US-Firmen abgebaut wurden.

1971 wurde William R. Tolbert Präsident. Ende der 70-er Jahre kam es nach Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel zu Unruhen. 1980 putschte der Offizier Samuel K. Doe in dem 16 Ethnien zählenden Land gegen die unpopuläre amerikanischstämmige Elite. Das Militär übernahm die Macht. Präsident Tolbert und Mitglieder seiner Regierung wurden ermordet, politische Parteien verboten. Die USA erkannten das Regime nicht an. 1985 ließ sich Doe bei Wahlen als Präsident bestätigen. Unter seinem Regime lähmten Korruption und Vetternwirtschaft Wirtschaft und Handel.

Im Dezember 1989 begann der Bürgerkrieg. Die National Patriotic Front of Liberia (NPFL) unter Does früherem Parteigänger Charles Taylor drang von der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire) nach Liberia ein. In der Folgezeit verhinderte die Friedenstruppe ECOMOG unter Führung der Streitkräfte Nigerias eine Machtübernahme. 1990 griff die NPFL Monrovia an. Bald darauf kam es zur Spaltung der Rebellenbewegung. Prince Johnson gründet die INPFL (Independent National Front of Liberia). Im September 1990 wurde Präsident Doe von Rebellen ermordet.

Unter der provisorischen Regierung des Rechtsprofessors Amos Sawyer gingen die Kämpfe weiter. Bis 1993 starben mehr als 150.000 Menschen, eine Million - mehr als ein Drittel der Bevölkerung, wurden zu Flüchtlingen im Land oder in den Nachbarländern. 1997 gewann Taylor die Präsidentenwahlen. Der Bürgerkrieg nahm jedoch unter seinem korrupten und brutalen Regime kein Ende. Derzeit kämpft die Rebellenbewegung LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) gegen Taylor. Im Juni 2003 kam es zur größten LURD-Offensive, die sich gegen die Hauptstadt Monrovia richtete.

Zur selben Zeit klagte das UNO-Kriegsverbrechertribunal für Sierra Leone Taylor wegen Kriegsverbrechen an. Ihm wird vorgeworfen, Rebellen in den Bürgerkriegsländern Guinea, Sierra Leone und Cote d'Ivoire zu unterstützen. Zuvor hatte der UNO-Sicherheitsrat ein bestehendes Waffenembargo sowie ein weltweites Verbot des Handels mit "Blut-Diamanten" aus Liberia und das Verbot von Auslandsreisen für Mitglieder der Regierung um ein Jahr verlängert.

Liberia ist mit 97.700 km2 etwas größer als Österreich und hat mehr als drei Millionen Einwohner. (APA)